Ende der 1950er Jahre beschloss die evangelischen Nikolaikirche, die Notverglasung der 1940er Jahre durch höherwertige Buntglasfenster zu ersetzen. Wolf-Dieter Kohler entwarf für das noch erhaltene spätgotisches Maßwerk im Chorbereich drei schmale, etwa sechs Meter hohe Doppelfenster. Hergestellt wurden sie 1959 in der Manufaktur E. Gaisser in Stuttgart (irrtümlich auf dem Fenster unten links falsch geschrieben, richtig wäre S. Gaiser).
Das linke zeigt oben Szenen aus dem Leben des Heiligen Stephanus, darunter auch sein Martyrium. Die vier untersten Bildfelder zeigen den Ort der Märtyrer, also das Neue Jerusalem. Ungewöhnlich und einzigartig sind nicht die zwölf Tore mit blauer Füllung, sondern die zwei Personen darunter. Die beiden sind identisch in ein antikes Gewand gekleidet. Mit erhobenen Händen tragen sie eine goldene Platte, auf der sich das Neue Jerusalem erhebt. Zu ihren Seiten fließt etwas, von dem man denken könnte, es würde sich um ein Stola oder um eine Stoffbahn handeln. Die Bahnen haben ihren Ursprung jedoch eindeutig in der Stadt, vermutlich handelt es sich um das Wasser des Lebens, welches hier nach unten strömt.
Damit war das Thema Himmlisches Jerusalem in der Heilbronner Nikolaikirche lange noch nicht abgeschlossen. Dem Chor gegenüber liegt die Orgelseite, auf der sich unten auch der Eingang in die Kirche befindet. Auch hier war Wolf-Dieter Kohler für die Fenstergestaltung verantwortlich. Gemeindemitglieder, die den Luftangriff auf Heilbronn vom 4. Dezember 1944 überlebt hatten, welcher auch die Kirche stark zerstörte, wünschten sich ein Fenster nach dem Buch Daniel Kapitel 3. In diesem wird von drei Männern in einem Feuerofen erzählt, die von einem Engel vor dem Verbrennen bewahrt werden. Kohler hat zum Zeichen der Hoffnung in das obere Maßwerk die himmlische Sphäre dargestellt, u.a. mit den Symbolen der Evangelisten, den vier Winden und musizierende Engeln, die Spruchbänder halten. Ganz oben finden sich in einem Dreipass alle zwölf Tore des Neuen Jerusalem, drei in der Mitte, die anderen verteilt auf die drei Pässe. Der Fernsicht wegen wurde auf eine detaillierte Ausgestaltung, wie etwa noch im Chor, verzichtet. Es handelt sich vielmehr um schematische, identische Blöcke aus goldgelber Rahmung und roter Füllung.
Wilhelm Steinhilber: Evangelische Gesamtkirchengemeinde Heilbronn. Teil 2: Die Nikolaikirche zu Heilbronn, Heilbronn 1965.
Julius Fekete: Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt und Landkreis Heilbronn. Stuttgart 2002.
Christa Birkenmaier (Hrsg.): Wolf-Dieter Kohler, 1928-1985. Leben und Werk, Petersberg 2021.
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