Johannes Schreiter (geb. 1930) sollte ursprünglich Fenster für die Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg gestalten, worüber es 1984 zum Heidelberger Fensterstreit kam. Der Künstler konnte aber Jahre später in einer anderen Kirche Heidelbergs, von 2006 bis 2012, einen neunteiligen Fensterzyklus ausarbeiten und auch vollenden. Diese Fenster, ausgeführt von der Firma Derix, gehören schon heute zu den künstlerischen Kostbarkeiten der evangelischen Peterskirche, der Heidelberger Universitätskirche, es gibt bereits eine eigene Literatur zu ihnen.

Dasjenige mit dem Himmlischen Jerusalem – eine Stiftung des Unternehmers Manfred Lautenschläger – wurde 2011 im Langhaus (Südseite) fertiggestellt und hat die Maße 175 x 585 Zentimeter. Fast immer wird bei derartig vertikalen Maßwerksfenstern das Neue Jerusalem oben eingesetzt – hier jedoch ist es unten zu finden und daher für den Betrachter gut zu erkennen. Weitaus besser als bei den benachbarten Fenstern „Begegnung“, „Vertreibung“ oder „Auferstehung“ ist das Thema hier gegenständlich, wenn auch in minimaler Reduktion auf das Wesentliche, durchaus zu erkennen: die quadratische Stadt, die zwölf Tore (je drei an einer Seite), die vergehende Erde rechts unten. Diese Gestaltung erinnert an Beatus-Darstellungen aus dem mittelalterlichen Spanien. Die Tore sind als Pfeile gestaltet, die in die Stadt führen, während ganz oben ein weiterer, dreizehnter Hauptpfeil zu finden ist, dessen Intention offen bleibt. Geht die Schöpfung doch weiter? Ist der eigentliche Ort der Stadt oben, im Himmel? Symbolisiert dieser 13. Pfeil Christus? Was bedeuten für Christen Wegweiser?

Johannes Schreiter, Gunther Sehring: Johannes Schreiter 2011-2017: Werke in Glas, Entwürfe, Zeichnungen, Texte, Regensburg 2018.
Helmut Schwier, Johannes Schreiter: Botschaften aus Licht und Glas: der Fensterzyklus von Johannes Schreiter in der Heidelberger Universitätskirche, Regensburg 2012.
Helmut Schwier: Der Fensterzyklus von Johannes Schreiter in der Peterskirche Heidelberg, Regensburg 2013.

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