Zeichnung „Nova Jerusalem“ aus Brasilien (um 1982)

Santo Daime ist der Name einer christlich-synkretistischen Bewegung, deren Ursprünge in den 1930er Jahren im brasilianischen Bundesstaat Acre liegen. Selbstverständlich spielt auch hier das Himmlische Jerusalem eine Rolle, vor allem in den ersten Jahren. Die Blütezeit dieser Bewegung waren die 1960er und 1970er Jahre, wo sich Parallelen zur Hippie-Kultur finden lassen; heute kennt man fast nur noch, wenn überhaupt, den Santo-Daime-Tee.
Innerhalb der Kirche entstand Anfang der 1980er Jahre eine Schwarzweiß-Darstellung des Neuen Jerusalem, die den portugiesischen Titel „Nova Jerusalem“ trägt. Wie in vielen Fällen von Arbeiten aus christlichen Gemeinden und Gemeinschaften sind auch hier der Künstler oder die Künstlerin namentlich nicht bekannt. Zum einen liegt es daran, dass die Künstler und Künstlerinnen in diesen Kreisen meist nicht professionell ausgerichtet waren, zum anderen am Grundsatz der christlichen Bescheidenheit. Weitere Verbreitung fand die Zeichnung erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts zur Bebilderung verschiedener Internetseiten, die inzwischen meist schon wieder abgeschaltet sind – dass Internet vergisst offensichtlich schneller und gründlicher als gedruckte Werke.
Die Zeichnung ist ausgewogen und gekonnt proportioniert, es muss eine Hand gewesen sein, die sich nicht zum ersten Mal zeichnerisch betätigte. Die Stadt erscheint auf einem Bergplateau, dem Zionsberg. Sie ist umgeben von zahlreichen Gestirnen, darunter auch vom Mond und der Sonne. Die Sonne ist derart hinter die Stadt gesetzt, dass sie zugleich als Gloriole fungiert. Mit einer ihrer vier Ecken ist die Stadtmauer zu 90 Grad zum Betrachter hin verschoben. In diese Ecke ist ein hohes, schmales Tor gesetzt, das anscheinend offen steht. Im Stadtinneren sind mehrere Bauten zu sehen, belebende Elemente, wie etwa Engel, Christus, Heilige etc. sind weggelassen. Dafür war auch kein Platz, da das gesamte Stadtinnere mit eng aneinander gesetzten Bauten angefüllt ist.

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tags: Brasilien, Glaubensgemeinschaft, Grafik, schwarzweiß
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