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Duncan Long (1949-2016): Jerusalem-Renderings (ab 1998)

Duncan Long arbeitete als professioneller Buchcover-Gestalter, vornehmlich für Fantasy-Literatur und Jugendbücher, aber auch für Covers von Musikkassetten und CDs. Als bekennender Christ war Long ein früher Vertreter der in den USA prosperierenden Prophetic Arts. Es handelt sich bei den Illustrationen von Long um digitale Kunstwerke, die am PC entstanden. Es waren Renderings, damals das Neueste, was man digital ohne Ausbildung gestalten konnte: grafische Formen wurden dabei in historische Fotografien eingebunden. Insgesamt schuf Duncan Long in den USA ab 1998 mehrere solcher Renderings zum Thema Himmlisches Jerusalem, wovon eines auch für ein Buchcover angefertigt wurde. „New Jerusalem descending“ zeigt einen goldenen Kubus, der im blauen Firmament über einer fast schwarz abgedunkelten Stadt erscheint. Diese Grafik aus dem Jahr 1998 war damals schnell überaus populär, Das Werk begründete Longs Ruf als einen führenden Vertreter der Prophetic Arts in den USA.

Aus dem gleichen Jahr, 1998, ist eine Variante unter dem Titel „New Jerusalem“, welche den Kubus über dem historischen Jerusalem erscheinen lässt. Wahlweise schuf Long diese Grafik mit einer goldenen Kuppel und ohne diese Kuppel. Ähnlich wie das Original schwebt Jerusalem wie ein Ufo auf einem Lichtkreis, der sich mit dem natürlichen Licht unten bricht und eine Art mystische Wolke entstehen lässt – Duncan war besonders stolz auf diesen Effekt und setzte ihn auch bei anderen seiner Renderings ein.

Eine Weiterentwicklung ist „New Jerusalem descending“, das 2007/8 auch für das Cover einer CD verwendet wurde. Der Reiz dieses Renderings ist sicher die Gegenüberstellung der rechteckigen und runden Form, wobei die Rundung der Erde in den Maßen der Goldaura von Jerusalem aufgenommen wurde.
„The wide and narrow ways“ aus dem Jahre 2008 sollte als Cover auf ein Buch kommen, was später jedoch vom Autor anders entschieden wurde. Das Rendering ist Longs Beitrag zum Zweiwegemotiv: Rechts führt ein schmaler Pfad nicht bis an die Himmelspforte, sondern gleich bis zum ganzen Himmlischen Jerusalem. Dem ist eine breite Autobahn gegenüber gestellt, die direkt in die glühend lodernde Hölle führt, eine Autobahnkirche gibt es hier selbstverständlich nicht.
„New Jerusalem descending“ wurde dann für das Cover eines anderen Buches 2010 geringfügig modernisiert und umgearbeitet. Das horizontale Lichtband wurde weggelassen, der Himmel ist dunkler und realistischer gehalten. An den Ecken des Kubus wünschte der Autor Lichtpunkte, die Long nur widerwillig einfügte, wobei er meinte, Jerusalem sähe aus wie eine Lampe mit sechs Glühbirnen.

Merkmale aller seiner Jerusalem-Darstellungen sind die Kubatur des Objekts und das leuchtende Licht. Auf typisch christliche Attribute, wie Kreuze, Engel, etc., wurde verzichtet, die Werke sollen eine möglichst breite Kundschaft aus allen Religionen und auch Atheisten ansprechen. Long hat mich seit unserem erste Kontakt stets über neue Projekte und einzelne Arbeiten informiert, bis ich nach 2016 nichts mehr von dem Künstler hörte. Sein überraschender Tod hat seinem kreativen Schaffen ein jähes Ende gesetzt, es waren noch ein Zyklus zur Apokalypse, eine Grafik des Neuen Jerusalems inmitten der Planeten und eine Illustration zum Himmlischen Jerusalem mit dem Edelsteinfundament angedacht, wovon sich lediglich Fragmente und Entwürfe erhalten haben.

Longs Einfluss auf die Populärkultur innerhalb der Prophetic Arts kann gar nicht überschätzt werden. Seine Werke haben eine ganze Generation von Künstlern inspiriert und zu eigenen Arbeiten angeregt, aus der Masse der mir vorliegenden Werke, über die mich Long informierte, möchte ich zwei internationale Beispiele herausgreifen:

Um 2010 wurden die Arbeiten von Paul Kambulow aus Montreal, einem ehemaligen Ingenieur, ebenfalls als Rendring am PC zu einer neuen Grafik abgeändert: The New Heavenly Jerusalem (links) und The New Jerusalem (rechts). Die Dopplung „New Heavenly Jerusalem“ ist neu, ich kenne sie nur von Kambulow. In seinen Grafiken findet sich übrigens das Edelsteinfundament, mit dem sich Long zuletzt auseinander gesetzt hatte. Hier deuten sich große Edelsteine an der Basis des Kubus an, die möglicherweise auch oder gleichzeitig Tore in die Stadt sind.

In Anlehnung an Longs Arbeiten entwarf der indische Prediger Dr. Peter David Silway um 2012 zwei Grafiken zu seiner Serie „12 Gates of the New Jerusalem City“. Es handelt sich dabei um eine Serie von Ausschnitten zu seinen Predigten. Das Cover von Teil eins und Teil sieben zeigt die Stadt als goldenen Kubus schwebend. Dr. Silway betreibt seine christliche Mission und die von ihm gegründete Vineyard Workers’ Church an der Dapodi Railway Station, eine Siedlung nahe der indischen Stadt Pune.

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tags: Prophetic Art, USA, Rendering, Lampe, Paul Kambulow, Peter David Silway, Indien
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