Carlo Bononi (1569?-1632): Maria Immaculata-Darstellung aus Voghiera (um 1610)
Voghiera ist eine Gemeinde bei Ferrara (Region Emilia-Romagna) mit der römischen-katholischen Kirche Natività di Maria Vergine. Der Bau ist über tausend Jahre alt, wurde aber immer wieder umgeformt und ist durch mehrere Erdbeben schwer zerstört. 2012 beschädige ein besonders schweres Beben nicht nur die Statik der Kirche, sondern auch die Fresken an der Decke. Dieses Deckenfresko der Kirche stammt aus der Schule der Meister Bastarolo und Scarsellino, auch Carlo Bononi (1569?-1632) aus Ferrara war daran maßgeblich beteiligt. Der Wert dieser Malerei wurde früh erkannt und auch bei einem Umbau 1877 entschied man sich nach Diskussion, die Barockmalereien, die damals wenig geschätzt waren, zu erhalten.
Auf dem Ölgemälde der Halbkuppel über der Apsis wurde, wie häufig im Jahrhundert der Gegenreformation, eine Maria Immaculata-Darstellung gewählt oder wurde von der Kirchenleitung vorgegeben. Dabei orientierte man sich an der Lauretanischen Litanei, in welcher positive Eigenschaften Mariens mit bestimmten Bauten, Pflanzen oder anderen Objekten in Bezug gesetzt werden, die diese dann symbolisieren. So steht die Pforte des Himmels einerseits für die Reinheit Mariens, andererseits auch für das Himmlische Jerusalem, in welchem Maria als Himmelskönigin, gemeinsam mit Christus, herrschen solle.
Die Himmelspforte ist auf dieser Ölmalerei nicht leicht zu entdecken und direkt vom Boden aus kaum zu erkennen. Sie ist links oben positioniert, etwa auf 10 Uhr. Ein Engel lehnt sich dort leger über einen barocken Torbogen, der mittels eines weißen Schriftbandes als Himmelspforte gekennzeichnet ist. Mit beiden Händen und Armen verdeckt er teilweise die Pforte, die noch geschlossen zu sein scheint.
Bevilacqua Balboni Ghelfi: The Immaculate conception of Voghiera, in: Ferrara, 31, 2009, S. 28-33.
Barbara Ghelfi (Hrsg.): Pittura a Ferrara nel primo Seicento. Arte, committenza e spiritualità, Ferrara 2011.
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