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Christof Winkelmann und Michael Winkelmann: Tabernakelgehäuse aus St. Vitus, Willebadessen (1982)

Im Jahr 1982 wurde der Chor der römisch-katholischen St. Vituskirche in Willebadessen (Teutoburger Wald) gemeinsam von den Gebrüdern Christof Winkelmann (geb. 1940) und Michael Winkelmann (geb. 1937) aus Möhnesee-Günne neu gestaltet. Den Ort des Hochaltars nimmt das auf einer patinierten Stele platzierte, von einem an zwölf Stellen durchsichtigen Bronzeturm umgebene Tabernakel ein. Es hat bis zum Knauf an seiner Spitze eine Höhe von über zwei Metern und gehört damit zu den größten Tabernakelgehäusen bzw. Tabernakelstele Deutschlands.

Formal sollte das Kunstwerk zum romanischen Vitusschrein aus Willebadessen passen, daher wurde auf moderne Materialien wie Glas, Beton oder Plastik verzichtet.
Thema ist hier die Darstellung des Himmlischen Jerusalem nach der Offenbarung des Johannes. Dies wird symbolisiert durch zwölf Steine, die zwölf Tore als offene Halbbogentore, die zwölf Engel und die Namen der zwölf Stämme Israels im mittleren, kubusähnlichen Hauptteil des Kunstwerks. Dabei steht jeweils ein Engel bewachend über einem Tor, jeweils drei an einer Seite. Sie sind durchsichtig gehalten und sie geben einen Blick frei auf das eigentliche, vergoldete Hostienbehältnis.

Nach oben vereinigen sich Bronzebänder zu einer Pyramide und enden in einem Knauf in Form eines Pinienzapfens (nach einer Idee von Sepp Hürten). Im steinernen Fuß der Tabernakelstele ist ein neugotisches Kreuzreliquiar aus Messing, vergoldet und versilbert aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts untergebracht, welches angeblich einen Partikel des Kreuzes Christi aus Jerusalem enthalten soll. Dieses Reliquiar ist durch die zwölf schmalen Füße des Tabernakels gut sichtbar, und somit ergibt sich hier eine Verbindung vom irdischen Jerusalem unten zum himmlischen Jerusalem oben. Vermittelnd zwischen diesen beiden Bereichen steht der eigentliche Tabernakel.

Dirk Strohmann: St. Vitus in Willebadessen, Münster 1999.
Wilhelm Winkelmann: Wilhelm, Michael und Christoph Winkelmann: Gestaltendes Handwerk und freie Kunst als Lebensaufgabe (1927-2017), Petersberg 2019.

 

tags: Tabernakel, Ostwestfalen, Bronze, Reliquiar
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