
Christoph Winkelmann und Michael Winkelmann: Tabernakel aus St. Vitus, Willebadessen (1982)
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Claus Bernet
- Juli 13, 2022
Im Jahr 1982 wurde der Chor der Kirche römisch-katholischen St. Vituskirche in Willebadessen-Peckelsheim (Ostwestfalen) von den Gebrüdern Christoph Winkelmann (geb. 1940) und Michael Winkelmann (geb. 1937) aus Möhnesee-Günne neu gestaltet. Den Ort des Hochaltars nimmt das auf einer patinierten Stele platzierte, von einem an mehreren Stellen durchsichtigen Bronzeturm umgebene Tabernakel ein. Es hat bis zum Knauf an seiner Spitze eine Höhe von über zwei Metern und gehört damit zu den größten Tabernakeln Deutschlands. Formal sollte das Kunstwerk zum romanischen Vitusschrein aus Willebadessen passen, daher wurde auf moderne Materialien wie Glas, Beton oder Plastik verzichtet.
Thema ist hier die Darstellung des Himmlischen Jerusalem nach der Offenbarung des Johannes. Dies wird symbolisiert durch zwölf Steine, zwölf Tore, zwölf Engel und die Namen der zwölf Stämme Israels im oberen, kubusähnlichen Hauptteil des Kunstwerks. Dabei steht jeweils ein Engel bewachend über einem Tor, jeweils drei an einer Seite. Nach oben vereinigen sich Bronzebänder zu einer Pyramide und enden in einem Knauf. Im Fuß der Tabernakelstele ist ein neugotisches Kreuzreliquiar aus Messing, vergoldet und versilbert aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts untergebracht, welches angeblich einen Partikel des Kreuzes Christi aus Jerusalem enthalten soll. Dieses Reliquiar ist durch die Füße des Tabernakels gut sichtbar, und somit ergibt sich hier eine Verbindung vom irdischen zum oberen himmlischen Jerusalem.
Dirk Strohmann: St. Vitus in Willebadessen, Münster 1999.
Wilhelm Winkelmann: Wilhelm, Michael und Christoph Winkelmann: Gestaltendes Handwerk und freie Kunst als Lebensaufgabe (1927-2017), Petersberg 2019.