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Jakob Schwarzkopf (1926-2001): Fenster aus St. Barbara in Liblar (1967) und Variante in Burgen (1972)

Der Trierer Glasmaler Jakob Schwarzkopf (1926-2001) hat im Jahr 1967 verschiedene alt- und neutestamentliche Bibelszenen auf den Fenstern der römisch-katholischen Kirche St. Barbara in Liblar festgehalten. Liblar ist ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen.
Von den Fenstern des Altarchors zeigt das linke Fenster Szenen des Alten Testaments, das andere Szenen des Neuen Testaments. Dort ist im Ostfenster in der dritten Reihe unter dem weißen Gotteslamm die Himmlische Stadt mit mehreren gelben, aber auch roten Toren mit Zinnen oben und einer Eingangspforte unten zu erkennen, zwischen die vornehmlich grüne Scheiben gesetzt sind. Alle Farbfelder betonen die Vertikale, was auch der gegebenen schlanken Form des Fensterbandes geschuldet ist, welches sich aus fünf Bahnen zusammensetzt. Die Architektur befindet sich ausschließlich in der mittleren Bahn, die zweite und vierte Bahn zeigen noch den Baum des Lebens und den Baum des Erkenntnis, und alle vier Bahnen verbindet unten der strömende Lebensfluss, der nur in der mittleren Bahn fehlt. Das wurde im Schreiben des Kunstreferenten des Bistums am 12. September 1967 kritisiert, da das Wasser aus der Stadt entspringt, aber gerade hier in der dritten Bahn fehlen würde.

Jakob Schwarzkopf (1926-2001) hat im Laufe seines vielseitigen Schaffens das Himmlische Jerusalem mehrfach auf Glasfenstern umgesetzt. Erstmals war dies der Fall 1956 im Rahmen des Wiederaufbaus von St. Mariä Geburt in Grevenbroich-Noithausen mit einem ein Fenster, welches die Stadt im Kontext der Maria Immaculata bzw. der Lauretanischen Litanei als Himmelspforte zeigt. Gut zehn Jahre später folgte diese Arbeit in Liblar. Ein letztes Werk konnte im Sterbejahr des Künstlers vollendet werden, nämlich ein Glasfenster für den Chorraum der römisch-katholischen Pfarrkirche Herz Jesu zu Mayen in der Eifel.

Sabine Boebé: Die Kirche St. Barbara in Erftstadt-Liblar, in: Jahrbuch/Stadt Erftstadt, 18, 2009, S. 61-66.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
Annette Jansen-Winkeln (Hrsg.): Künstler zwischen den Zeiten: Jakob Schwarzkopf, Eitorf 2001.

 

Zu der Ausführung in Liblar gab es noch ein erfreuliches Nachspiel: Der Liblaer Pfarrer pflegte im Rahmen der damaligen Ökumene engere Kontakte zur evangelischen Gemeinde nach Burgen bei Bernkastel-Kues in der Moselregion. Dort berichtete er, auch in öffentlichen Veranstaltungen, von den Glasarbeiten seiner Heimatgemeinde und machte gewissermaßen für Schwarzkopf Werbung. Schließlich trat der Kirchenvorstand von Burgen mit dem Wunsch an Schwarzkopf heran, für den Chorbereich eine ähnliche Fenstergestaltung zu entwerfen.

In Burgen waren die Voraussetzungen jedoch gänzlich anders, denn die Fenster im Chor standen nicht quer, sondern der Gemeinde gegenüber, es handelte sich nicht um einen Neubau, sondern um eine Bestandsveränderung und schließlich war Jerusalem nicht auf einem, sondern auf drei Fenstern darzustellen.
Die Dreizahl der Fenster machte es möglich, in jedes vier der Tore von Jerusalem zu setzen. Dabei ergab sich mit einem Rundbogen in einem Turm einschließlich Zinnen die stärkste Übernahme aus Liblar. Identisch ist auch die grundsätzliche Farbwahl grün, rot und gelb. In Burgen zeigen alle drei Fenster zusätzlich blaue Farbbänder: Es ist der Lebensfluss, der sich von oben nach unten durch die Stadt zieht. Im Mittelfenster finden sich sogar zwei solche Bänder, an den Seitenfenstern sind sie an den Rand gesetzt. Sie bilden die eigentliche kompositorische Rahmung der Fenster, deren Jerusalem-Darstellung auf die Mitte konzentriert ist und an den Rändern auch zahlreiche weiße Scheiben ohne Bemalung lässt. Hergestellt wurden die drei Fenster 1972 in der Manufaktur Binsfeld in Trier.

 

tags: Rheinland, NRW, Jakob Schwarzkopf , Moselregion, Lebensfluss
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