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Hildegard Bienen (1925-1990): Fenster der ehemaligen Kirche St. Suitbert in Gelsenkirchen (1966)

Die ehemalige römisch-katholische Kirche St. Suitbert in Gelsenkirchen hatte ein frühes Glasbetonfenster der Künstlerin Hildegard Bienen (1925-1990) mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalems. Es stammt aus dem Jahr 1966, angefertigt von der Firma Donath aus Buer. Es ist Bienens erste Glasarbeit zu diesem Thema in Gelsenkirchen, gut zwanzig Jahre später thematisierte sie in der gleichen Kirche das Himmlische Jerusalem ein weiteres Mal in Buntglas bei den Oberlichtern.
Die Idee bei der Ausführung von 1966 bekam die Künstlerin durch den viereckigen Grundriss von St. Suitbert. Man findet das Fenster in der linken Konche am Altar. Ganz oben ist als Abschluss eines Glasbandes ein Viereck aus zwanzig goldgelben Scheiben als Mauern der göttlichen Stadt eingesetzt. Zwischen und um das Viereck herum sind weiße und gelbe kleinere Glasbrocken gesetzt, die an die Edelsteine erinnern sollen. Die Mitte des Vierecks ist von der Künstlerin, anders als bei späteren Werken, noch nicht mit dem Gotteslamm besetzt. Laut Bienen hatte sie in St. Suitbert auf eine figürliche Darstellung verzichtet, da vom Kirchenschiff aus Einzelheiten nicht zur erkennen gewesen wären. So vertraute sie ganz auf die Leuchtkraft des Lichtes, das je nach Sonneneinstrahlung gelbliche bis gelbrötliche Reflexe in die Kirche wirft.

Die Gestaltung in St. Suitbert ist damals sehr positiv aufgenommen worden und begründete die weitere Karriere der Künstlerin, die im Ruhrgebiet der 1960er und 1970er Jahre maßgebliche Arbeiten in katholischen Kirchen ausführen durfte. Mit St. Suitbert nahm es ein weniger positives Ende: Der gewaltige Bau verursachte hohe Heizkosten. Da gab die Corona-Zeit dem Bistum Essen den passenden Anlass, den ungeliebten Bau aus Kostengründen (trotz Kirchensteuer!) 2020 gleich ganz zu schließen und bei dieser Gelegenheit auch das Gemeindehaus dichtzumachen. Die Inneneinrichtung wurde einer Kirche in Rumänien geschenkt. Das leere ungeheizte und unbeaufsichtigte Bauwerk verkommt seitdem und wird ein willkommenes Argument für den Abriss des „Schandflecks“ liefern.

St. Suitberg Gelsenkirchen-Buer, Wiesbaden 1966.
Beiträge zur Stadtgeschichte, Gelsenkirchen-Buer 1969.
Heinrich Ermeling: Beispiele sakraler Kunst in Gelsenkirchen, in: Beiträge zur Stadtgeschichte, 22, 2000, S. 5-90.

 

tags: Gelsenkirchen, Ruhrgebiet, Beton, Hildegard Bienen
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