Gotthold Riegelmann (1864-1935): Portal der Erlöserkirche in Bad Homburg (1908)
Die Erlöserkirche der hessischen Stadt Bad Homburg ist äußerlich an die rheinische Romanik angelehnt und im Inneren im neobyzantinischen Stil ausgeschmückt. Mit dem Gebäude war der Baurat Franz Schwechten (1841-1924) beauftragt, von dem u.a. auch die Gedächtniskirche in Berlin entworfen wurde. Während diese schwer zerstört wurde und ihr Dasein als Bauruine auf einer Verkehrsinsel fristet, hat die Kirche in Bad Homburg die Zeit als Gesamtkunstwerk unbeschadet überstanden.
In der protestantischen Stadtkirche wurden an der Außenseite des Baus verschiedene Steinmetzarbeiten geschaffen. Ausführender Künstler war Gotthold Riegelmann (1864-1935), der zuvor an der Ausstattung des Berliner Reichstags mitgearbeitet hatte und wahrscheinlich über Schwechten nach Bad Homburg kam. Auf dem Mittelpfeiler des nördlichen Hauptportals finden sich ein Kopf des Simeon, im Portalbogen das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen und Hinweise auf das jüngste Gericht in den Arkadenbändern. Das Himmlische Jerusalem ist als flach profiliertes Relief aus rotem Buntsandstein dem Simeonskopf wie bei einem Atlanten direkt aufgesetzt. Über ihm erscheint ein offener Rundbogen als Eingang in die turmreiche Stadt, deren Wohnbauten zu beiden Seiten der Portale symmetrisch aufsteigen. Dass hier ein Tor bevorzugt dargestellt wurde, hat mit dem Ort der Darstellung zu tun: Wie unten die Gläubigen in die Erlöserkirche eintraten, sollten sie später in das darüber liegende Himmlische Jerusalem eintreten.
Pia Heckes: Die evangelische Erlöserkirche in Bad Homburg vor der Hoehe, in: Studien zu den Kirchendekorationen Hermann Schapers (1853-1911) mit einem Gesamtkatalog seines künstlerischen Werkes, Berlin (1990), S. 64-76.
Gerta Walsh: Von der Stadtkirche zur Erlöserkirche, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg von der Höhe, 47, 1998, S. 55-77.
Jürgen Krüger: Die Erlöserkirche in Bad Homburg von der Höhe, Königstein im Taunus, 2008.
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