Rudolf Dehmel (geb. 1934): Grabstele (um 2000)

Der Steinmetz Rudolf Dehmel entwickelte und pflegte in seinem Schaffen das Motiv der Lebensbrücke, welches er auf sakralen wie auch profanen Bildwerken darstellte: Ein Lebenspfad geht über eine schmale Brücke. Durch eine hellere Steinaderung sieht es an der linken Seite so aus, als würde der Weg dort im Stein beginnen – Zufall oder Absicht? Dann führt der Weg nach der Brücke weiter, dreht rechts nach oben und geht im hiesigen Fall über mehrere Stufen bis an eine Himmelspforte.
Der Stein entstand um das Jahr 2000 und war eine der letzten Grabstelen des Bildhauers Rudolf Dehmel (geb. 1934). Der Künstler stammte ursprünglich aus Berlin, gründete und führte dann viele Jahre in Bielefeld-Brackwede einen eigenen Steinmetzbetrieb. Noch heute, wo bereits ein Nachfolger die Arbeit fortsetzt, sind einige der besten Arbeiten von Rudolf Dehmel als Schau- und Mustersteine öffentlich ausgestellt und regen Besucher zum Nachdenken an. Im hiesigen Falle ist schon die Schauseite ungewöhnlich: Die vierseitige Stele wurde nach oben steil abgekantet, so dass die Bildmotive fast senkrecht übereinander stehen, während die Standseiten nach unten glatt geschliffen sind.
Die Bildmotive beginnen unten mit der Brücke, durch die ein Bach fließt. An der rechten Seite führen über ein Dutzend Stufen durch eine Felslandschaft nach oben. Die Stufen enden direkt an der Rundbogenpforte, die ein kleines Stück weit nach innen geöffnet ist. Es ist ein unauffälliger Eingang in das Himmlische Jerusalem, der an das Motiv der engen Pforte angelehnt ist. Einziger erkennbarer Schmuck sind die rustikalen Steine, die die Pforte rahmen. Darüber erhebt sich der Himmel, angedeutet mittels mehrerer Wolken und Vögel. Ganz oben, wo sich die beiden Seiten der Stele im Scheitel treffen, hat Dehmel noch eine Sonne gesetzt, deren Strahlen weit nach unten gehen, bis an die Basis der Pforte.

 

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