Michael Düchting (geb. 1956): Tabernakel des St.-Patrokli-Doms in Soest (2000)

Im mittelalterlichen St.-Patrokli-Dom in Soest wurde nach den Kriegszerstörungen 1945 wieder eine Krypta eingerichtet und modern ausgestattet. Diese wurde 2000/2001 umgestaltet und erneuert. Im Zentrum auf einer Steinstele vor dem Altar befindet sich ein Tabernakel in Kubusform. Die Stele ist aus hellgrauem Kalkstein (Belgisch-Granit), der Tabernakel ebenfalls, wurde aber außen mit Relieftafeln aus Bronze verkleidet. Als Besonderheit ist zu vermerken, dass dieser Tabernakel von zwei Seiten geöffnet werden kann und im Inneren sogar beleuchtet ist.

Jede der vier Seiten zeigt drei vergoldete Tore des Himmlischen Jerusalem. Die Tore sind aus groben Blöcken zusammengesetzt und wirken archaisch-vorzeitlich, ähnlich wie die Tore Jerusalems in Auental-Rehren und in Düsseldorf-Bilk. Dahinter reihen sich schier unzählige Bauten pyramidal nach oben, wo die Stadt mit einem Bogen, in dem man einen Strahlenkranz oder Regenbogen sehen kann, überhöht wird. Die aufwendige Gestaltung aller Seiten war auch deswegen notwendig, weil dieser Tabernakel nicht, wie sonst üblich, an der Wandseite steht, sondern sich hier frei im Raum befindet und von Besuchern von allen Seiten einsehbar ist. Zusammen mit der intimen Beleuchtung, dem Steinaltar und den farbintensiven Glasfenstern ist in der Krypta eine feierliche mystische Stimmung entstanden, die viele Gläubige und Besucher in ihren Bann zieht.
Der Tabernakel wie auch die Stele sind Werke von Michael Düchting, der 1956 in Soest geboren wurde. Nach einer Steinmetzlehre in Essen arbeitete er in der väterlichen Steinmetz- und Restaurierungswerkstatt Alfons Düchting (Soest), welche er schließlich übernahm.

Michael Düchting: Das ‚Himmlische Jerusalem‘. Die Neugestaltung der Krypta in St. Patrokli, Soest, in: Heimatkalender Kreis Soest 2002, S. 48.
Claus Bernet: Der Tabernakel und das Neue Jerusalem, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 34).

 

tags: Tabernakel, Gold, Kubus, Kalkstein
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