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Ebstorfer Weltkarte (um 1300)

Nach mittelalterlicher Vorstellung war Jerusalem nicht nur der Mittelpunkt der damals bekannten Welt, sondern auch des zukünftigen Neuen Jerusalem. Dieses ist bereits auf dieser Karte in der Mitte eingezeichnet: In der Mitte steigt Christus aus einem Sarg, in seiner Hand hält er eine Siegesfahne. Manche denken, hier sei Christus auf einem Thron dargestellt, doch die beiden schlafenden Wächter unter der Christusfigur deuten darauf, dass es sich um eine Auferstehungsszene handelt. Um diese Szene ist eine goldene Stadtmauer mit zwölf Toren gelegt, je zwei an einer Seite und vier weiteren an den jeweiligen Eckpunkten. Die Mauer ist quadratisch angelegt und an den Ecken abgeschrägt. Sie steht Kopf; das heißt, die Türme der oberen Seite sind nach unten gekehrt, da man im Mittelalter die korrekte Perspektive noch nicht beherrschte. Von der Minaturmauer ist jeder einzelne Stein zu sehen.
Durch Mäusebefall und unsachgemäße Lagerung sind viele Details leider verloren gegangen, wie beispielsweise das Gesicht Christi oder der zweite Wächter.
Die Absicht des Autors der Karte war es nicht, ein geographisch korrektes Abbild der Welt anzufertigen. Vielmehr spiegelte die Karte das historische, mythologische und theologische Wissen der Zeit um 1300 wider. Die größte Karte aus dem Mittelalter (30 Pergamentblätter) ist nach ihrem Fundort, dem Kloster Ebstorf (Lüneburger Heide), benannt. Das Original wurde im Oktober 1943 bei einem Luftangriff auf Hannover durch englische Bombentreffer vernichtet.

Ernst Sommerbrodt: Die Ebstorfer Weltkarte, Hannover 1881.
Jürgen Wilke: Die Ebstorfer Weltkarte, Bielefeld 2001.
Brigitte Englisch: Ordo orbis terrae, Berlin 2002.
Hartmut Kugler u.a. (Hrsg.): Die Ebstorfer Weltkarte, Berlin 2007.

 

tags: Auferstehung, Hannover, Mittelalter
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