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Virginio Vespignani (1808-1882): Rekonstruktion in der Basilika di S. Giovanni in Laterano in Rom (um 1886)

1291 wurde von Jacopo Torriti und Jacopo da Camerino das Mosaik der Kirche San Giovanni im Lateran ergänzt und fertig gestellt, wie es die Signierung des Mosaiks berichtet. Dies geschah auf Wunsch von Papst Nicolaus IV., welcher, wie viele seiner Zeit, Rom als ein neues Jerusalem betrachtete.
Im Zentrum der Apsishalbkuppel findet sich eine allegorische Figur, die ein kleines, kaum zu erkennendes Himmlisches Jerusalem zeigt. Aus einer Landschaft erhebt sich an einer Anhöhe ein gigantisches Kreuz, aus dem die vier Paradiesflüsse Gion, Fison, Tigris und Euphrat hervorgehen. Links und rechts unter dem Kreuz haben sich spiegelbildlich je ein Hirsch und drei Schafe eingefunden. Darunter, weitaus kleiner, sind mehrere Türme des Himmlischen Jerusalem zu sehen. Vor einem Tor steht der Erzengel Michael, der mit übereinandergeschlagenen Flügeln und dem Schwert recht abweisend wirkt. Im Hintergrund lugen noch zwei weitere Figuren, wahrscheinlich Heilige, vorsichtig aus der Stadt. Über diese erhebt sich ein gewaltiger Palmwedel, auf dem ein Phönix stolziert. Summa summarum: Diese Konzeption ist beispiellos und darf Originalität beanspruchen.

Etwas bekannter wurde der Bildaufbau durch den Diplomaten und Schriftsteller Giacomo Bosio (1544-1627), der ihn in seinem Werk „La trionfante e gloriosa croce“ 1610 als Zeichnung wiedergibt (S. 622). Diese und andere Vorlagen halfen bei der späteren Rekonstruktion der Mosaiken. Unter Papst Leo XIII. (1810-1903) wurden von dem Architekten Virginio Vespignani (1808-1882) Umbau- und Abrisspläne durchdiskutiert, da die Kirche angeblich zu klein und baufällig geworden war. 1884 schließlich wurden die gotischen Apsiden mit den wertvollen Mosaiken zunächst zerstört, um sie, originalgetreu nach einem zuvor genommenen Abguss, dann an anderer Stelle neu erstehen zu lassen, was 1886 abgeschlossen werden konnte.

Godefridus Johannes Hoogewerff: Il mosaico absidale di San Giovanni in Laterano ed altri mosaici romani, in: Rendiconti. Atti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia, Serie III, 27, 1952/54, S. 297-326.
Alessandro Tomei: I calchi del mosaico absidale di San Giovanni in Laterano, in: Fragmenta picta. Affreschi e mosaici staccati del medievo romano, a cura di M. Andaloro, Roma 1989, S. 239-242.
Mark R. Petersen: In cor descendit: The motif of the heavenly Jerusalem at San Giovanni in Laterano in Rome, in: Source. Notes in the history of art, 11, 1, 1991, S. 1-6.
Roberto Luciani: San Giovanni in Laterano, Roma 2004.

 

Beitragsbild: Sailko, Jacopo torriti, jacopo da camerino e altri aiuti, cristo, angeli, croce gemmata, gregge e santi, 1291, 04 gerusalemme celeste, CC BY 3.0

tags: Rom, Italien, Basilika, Jacopo Torriti, Jacopo da Camerino, Apsis, Hirsch, Kreuz, BSB, Seicento
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