Uwe Fossemer (geb. 1942): Glasarbeiten in der Apostel-Johannes-Kirche in Oering (1999)
Uwe Fossemer (geb. 1942 in Kaltenkirchen) fertigt noch alle seine Werke vom Entwurf, Zuscheiden, Polierbrand, Farbauftrag, Farbbrand und Verbleien der einzelnen bearbeiteten Glasteile in seinem Atelier selbst an. Der Künstler legt Wert darauf, an seinen Werken alleine, mitunter über viele Jahre zu arbeiten – eine Besonderheit in einer Zeit, in der Glasdesigner ihre Entwürfe meist zu den großen Glasstudios weiterreichen, selbst aber die Ausfertigung nicht mehr übernehmen. Das hat freilich auch zur Folge, dass von Fossemer durch Qualität, nicht aber durch Quantität hervorsticht.
Ursprünglich hat Fossemer an der Muthesius-Werkkunstschule in Kiel Malerei studiert, konzentriert sich aber seit 1987 in seinem Atelier in Itzstedt (Holstein) ausschließlich auf Glasfensterarbeiten für Kapellen und Kirchen, überwiegend in Norddeutschland. Der Künstler arbeitet seit geraumer Zeit am Jerusalems-Motiv, so auch bei dem Tauffenster für die evangelische Apostel-Johannes-Kirche in Oering im holsteinischen Kreis Segeberg. Diese war 1966 errichtet worden, und in den folgenden Jahren kam es mehrfach zu Ergänzungen und Umbauten.
Der Zusammenhang zwischen Taufe und Himmlischem Jerusalem liegt auf der Hand, man findet solche Tauffenster, die gewöhnlich vor dem Taufstein angebracht werden, auch in vielen anderen Kirchen. In Oering fällt schon beim Betreten der Kirche der Blick auf dieses Fenster.
Der Hinweis auf das Himmlische Jerusalem befindet sich im oberen Drittel des Glasbandes, welches im Jahr 1999 eingebaut wurde. Die Grundstruktur sind geometrische Formen: Neun Quadrate wurden so gesetzt, dass sie ein großes Quadrat ergeben und gleichzeitig ein blaues Kreuz (den Lebensfluss, der hier mit Wellenlinien angedeutet ist). Dazwischen sind auf vier gelben Feldern die Bauten der Stadt eingezeichnet. In der Mitte wacht das Auge Gottes in einem Dreieck, von dem Licht nach außen strahlt. Schon bei dieser frühen Jerusalems-Darstellung Fossemers zeigen sich die Charateristika seiner Arbeiten, die noch perfektioniert werden sollten: handwerkliche Präzession, kleinteilige Ausgestaltung und Sorgfalt im Detail.
Axel Lohr, Jan Petersen: Kirchenglasmalereien in Hamburg und Schleswig-Holstein, herausgegeben von der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Kiel 2023.