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Fährmännertafel aus Berlin-Heiligensee (um 1935)

Bekannt ist das Bild des Priesters als Hirte seiner Gemeinde, weniger bekannt das des Fährmanns. Ein solches Motiv findet sich auf einer Tafel im Eingangsbereich einer Berliner Kirche, auf welcher zu lesen ist: „Die Fährmänner kommen und gehen, Gott aber bleibet in Ewigkeit“. Darunter wurden sämtliche Pastoren der Gemeinde namentlich angeführt, mit ihrer Dienstzeit in der Kirche, von Nikolaus Olanier im Jahr 1313 an. Darunter ist ein Fährmann in einem Segelboot zu sehen, der Kurs hält auf eine goldene Stadt am Horizont. Diese ist exakt so gestaltet, wie auf US-amerikanischen Illustrationen des Neuen Jerusalem seit Ende des 19. Jahrhunderts, nämlich als Ansammlung gestaffelter Hochhäuser, umgeben von strahlendem Licht, ohne weitere biblische Bezüge wie Edelsteine, Perlen oder belebende Figuren. Vor allem in adventistischen Kreisen wurde die Stadt so dargestellt, und vermutlich kannte der Künstler oder die Künstlerin entsprechende gedruckte Publikationen, die oft auch in deutschsprachiger Übersetzung vorlagen. Eine eigenständige Zugabe ist das schwarze Kreuz des Deutschen Ordens, welches zusammen mit der roten Schrift auf die Farben der Deutschen Reichskriegsflagge, wie auf dem einst bekannten Gemälde „Der letzte Mann“.

In der evangelischen Gemeinde von Heiligensee wird die Malerei als „Fährmännertafel“ bezeichnet. Heute weiß man noch Folgendes: In den 1930er Jahren wurde die Dorfkirche Heiligensee unter künstlerischer Verantwortung von Robert Sandfort saniert. Man vermutet, dass die Fährmännertafel in diesem Zusammenhang hergestellt wurde. Vor etwa 15 Jahren wurde die Kirche ein weiteres Mal saniert. Dabei wurde die Tafel ebenfalls überarbeitet; das übernahm die Firma Hans Karo Restaurierungsbetrieb. Auch gibt es jetzt eine zweite Tafel, auf der die Namen der neuen Pastoren eingesetzt werden.

 

tags: Nationalsozialismus, Reichkriegsflagge, Schiff, Meer, Segelboot, Flagge, Bundesland Berlin
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