1998 wurde in der Dombauhütte Mainz unter Domdekan Heinz Heckwolf von seinen Meisterschülern eine Jerusalemstele angefertigt. Die beteiligten Namen sind, angeblich in Anlehnung an die mittelalterliche Praxis der Dombauhütten, bewusst nicht genannt – eine ungewöhnliche, sympathische Entscheidung einer kirchlichen Einrichtung. Anlass war der römisch-katholische Kirchentag in Mainz, zu dem die Stele dem späteren Bischof Karl Lehmann geschenkt wurde. Da jedoch die Stadt Mainz bereits überaus viele katholische Denkmäler besitzt, suchte man nach einem alternativen Standort, an dem die Arbeit „Himmlische Stadt – zwölf Tore Jerusalems“ voll zur Geltung kommen konnte.
Sie kam schließlich in Jügesheim, einem Stadtteil von Rodgau (Hessen), zur Aufstellung. Dort wurde eine Behinderteneinrichtung, das Haus Emmanuel, von Lehmann und dem Prälat Dietmar Giebelmann 2003 eingeweiht. Die Offenheit des Heimes der behinderten Menschen im Zentrum von Jügesheim sah man in einem Bezug zu den offenen Toren der Gottesstadt. Solche Werke im freien Stadtraum sind selten, vergleichbar nur noch mit einem Denkmal in Hildesheim (1988) und einem Brunnen in Kitzingen (1992).
Die Stele aus einem Stück Eifelbasalt aus der Nähe von Maria Lach, die im unteren Bereich gänzlich unbehauen ist, zeigt in ihrer oberen Hälfte das Himmlische Jerusalem. Die unter den Toren etwa auf halber Höhe eingelassenen zwölf Marmorkugeln nehmen Bezug auf die Edelsteine und die zwölf Perlen, mit denen Jerusalem in der Offenbarung des Johannes geschildert wird. Über den zwölf Toren, von denen sich einige in der Mitte des Denkmals treffen und interessante Durchsichten ermöglichen, schieben sich enge Hochhäuser mit kleinen Fenstern aus der Säule.
Die Rodgauer Jerusalemstele gegenüber der römisch-katholischen St. Nikolaus-Kirche ist das weltweit erste öffentliche Denkmal für das zukünftige Erscheinen der Gottesstadt. Mit seiner Größe von über zwei Metern zwingt es die Betrachter, auf die kommende Stadt hinaufzusehen.