Francisco Pérez del Castillo: Kapellenpforte der Kathedrale von Sigüenza (um 1622)
Die Symbole Mariens gemäß der Lauretanischen Litanei wurden nicht nur zur Verschönerung von Wänden, Fenstern, Möbeln oder Textilien herangezogen, sondern auch zur Ausschmückung von Gittern. Beispiele haben sich kaum erhalten, in jüngerer Zeit vielleicht das Eingangsgitter von Sainte-Odile in Paris (um 1945). Jahrhunderte älter ist jedoch das zwei Meter hohe Schutzgitter vor der „Capilla de la Concepción“ der römisch-katholischen Kathedrale von Sigüenza in Zentralspanien (Kastilien). Der gesamte Bau ist der Heiligen Maria gewidmet und zeigt ihre Symbole auch am Hochaltar.
Errichtet wurde diese „Capilla de la Concepción“ nördlich des Kreuzgangs im frühen 16. Jahrhundert. Die Ausstattung wurde um 1622 von Francisco Pérez del Castillo mit einem schmiedeeisernen Gitter und einer Tür versehen. Die Civitas Dei findet man unter den Schmucksymbolen nicht, wohl aber, unter dem Sonnen-Symbol und dem Symbol der Himmelsleiter, eine Himmelspforte. Die Pforte ist mit symmetrisch angeordneten Rocaillen ausgestattet und besitzt einen opulenten Schmuckgiebel. Der besondere Reiz bestand hier darin, eine echte Tür mit einer künstlichen Tür zu verzieren, also eine Art Bild im Bild zu schaffen. Solche Augentäuschungen, Scheinarchitekturen oder Illusionsmalereien waren im Barock beliebt, das Neue Jerusalem als Vision eignete sich für dieses Spiel mit Schein und Wirklichkeit hervorragend. Die Arbeit ist aus Holz und wurde in Pastelltönen bemalt; die üppigen Rocaillen des Rahmens sind vor einem hellblauen Hintergrund geschnitzt und imitieren Marmor. Die Schmucktafeln wurden dann in die Rahmung der eisernen Tür als freie Bildtafeln eingesetzt.
Antonio Herrera Casado, Juan José Asenjo Pelegrina, Felipe Peces Rata: La catedral y el museo diocesano de Sigüenza, (Zaragoza) 1992.
La catedral de Sigüenza. La puesta en práctica de un plan director, Barcelona 2006.
Claus Bernet: Barock und Rokoko, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 31).