Josef Anton Mohr (1809-1888): Himmelspforte der Kapelle von Zaisenhofen (1857)
Die Abbildung zeigt eine einfache Himmelspforte im Rahmen einer Lauretanischen Litanei, bei der verschiedene Symbole versammelt sind, die der Reinheit und Heiligkeit Mariens Ausdruck verleihen sollen. Die einfache, volkstümliche Malerei in hellen Pastelltönen des ansonsten nicht weiter bekannten Malers Josef Anton Mohr (1809-1888) aus Rohrbach (im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) wurde im Jahr 1857 an der Decke der römisch-katholischen Kapelle von Zaisenhofen im Allgäu am Bodensee angebracht. Die Patronin der kleinen Kapelle ist die „Unbefleckte Jungfrau Maria“, von daher lag die Themenwahl der Litanei nahe, wenngleich dieses Thema in der Mitte des 19. Jahrhunderts eigentlich keine Konjunktur mehr hatte. Bezug genommen wurde mit der Namensgebung auf das im gleichen Jahr von Papst Pius IX. verkündete Dogma von der unbefleckten Empfängnis.
Das Symbol der Himmelspforte ist, wie die angrenzenden Symbole des Abendmahlkelchs und des Goldenen Hauses, in eine profilierte Raute aus Stuck gesetzt, an deren oberes und unteres Ende ein rotes Blumenmuster aufgestempelt wurde. Das in die Raute gesetzte Symbol besteht aus Ockerfarben auf türkisfarbenen Hintergrund. In der Mitte zieht sich horizontal ein Riss durch die Decke, der zu einer Beschädigung geführt hat. Ein annähernd runder Bogen in einfachster Gestaltung markiert die Himmelspforte. Sie steht offen, ganz im Hintergrund strahlt ein weißes Licht. Nach dort führt eine lange Treppe, die sich vor der Pforte verbreitert. Umschlossen ist beides von einem Wolkenkranz, der nochmals das barocke Stilempfinden des 17. Jahrhunderts aufleben lässt und belegt, wie lange dieser Stil auf dem Allgäuer Land noch populär war.
Heinz Linder: Kapelle Zaisenhofen, 1857-2000, Kißlegg 2001.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).