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Joachim Klos (1931-2007): Fensterzyklus aus der St. Markus-Kirche in Bedburg-Hau (1968)

Nach langwierigen Diskussion, ob man eine historische oder eine moderne Glasmalerei für die Kirche wählen sollte, entschied eine Enkelin Adenauers wortwörtlich: „Wir nehmen den Klos“. So wurde es dann auch umgesetzt. Im Jahr 1968 wurden nach dreijähriger Bauzeit die neuen Jerusalems-Fenster in der römisch-katholischen St. Markus-Kirche in Bedburg-Hau eingebaut. Dazu nutzte man vorhandene romanische Öffnungen des Baus aus dem 12. Jahrhundert. Der Glaskünstler Joachim Klos (1931-2007) aus Scherhag-Nettal war damals, vor allem im Vergleich zu seinen älteren Kollegen, ein Newcomer und beschäftigte sich hier erstmals in seinem  Œuvre mit einem Apokalypsezyklus in Glas. Hergestellt wurden die Kunstwerke aus Antikglas, Blei und Schwarzlot dann in der Glaserei Menke in Goch. Was genau bei Klos gezeigt wird, ist stets ein Problem. Die Fenster, vor allem seines Spätwerkes, sind fast gänzlich abstrakt gehalten. Durch genaues Vergleichen, durch Kontakt zu Nachfahren und vor allem durch Einsicht in Bauunterlagen ist aber geklärt, dass in Bedburg-Hau die Tore des Neuen Jerusalem zu sehen sind. Unklar bleibt vielleicht noch, wie viele es konkret sind. In St. Laurentius in Plettenberg zeigen vier Fenster, in St. Antonius in Kevelaer ein Fenster und in der Markus-Kirche in Bedburg-Hau acht Fenster die Tore der Stadt. Wie viele Tore dann auf diesen acht Fenstern gezeigt sind, kann und soll nicht entschieden werden – die Malereien wollen nicht eindeutig sein, sie feiern das Numinose, das Unklare, das Unerklärliche. Hätte Klos uns eine bestimmte, sogleich sichtbare Zahl an Toren zeigen wollen, so hätte er es leicht tun können.

In Bedburg-Hau geht es also um vier Fenster im Nordschiff und vier Fenster im Südschiff, wobei sich stets zwei Fenster gegenüber stehen. Klos wählte eine abstrakte Formensprache, die gut zu dem nüchternen Kirchenraum passt. Stets sind im oberen Bereich Rundformen zu sehen, im unteren horizontale Linien, die aus der Ferne einem Klavier ähneln. Der Grundton ist gelb, der Hintergrund dunkelblau. Allein das dritte Fenster des Nordschiffs zeigt auch satte Rottöne. Im Gegensatz zu den anderen Fenstern sind diese acht Fenster von Beschriftung oder Zahlen freigelassen. Nach Aussage des Künstlers beziehen sich diese Worte und Zahlen auf bestimmte Passagen aus dem 20. und 21. Kapitel der Johannesoffenbarung, die auf dem jeweiligen Fenster thematisiert sind. Das elfte Fenster im Südschiff (zwischen den Seiten mit den jeweils zwei Torfenstern) zeigt einen weiblichen Kopf im Stile des Kubismus. Klos schrieb dazu: „Ich sollte der Stadt Jerusalem ein Gesicht geben, das wurde von einem Gemeindemitglied an mich getragen. Maria ist ja nicht nur die Fürbitterin der Gläubigen, sondern auch Schutzpatronin des Neuen Jerusalem, man bezeichnet sie auch als Braut Christi. Solche Vorstellungen fand ich in spanischen Malereien, die ich aber in eine moderne Form transportieren wollte, hier verbunden mit dem Rot und Blau als Farben Mariens.“

850 Jahre St.-Markus-Kirche Bedburg-Hau (1974).
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16). 

 

tags: Bedburg, Rheinland, Moderne, Joachim Klos, Apokalypsezyklus
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