Russische Weltgerichtsdarstellung aus der Kunsthalle Perm (17. Jh.)

Diese russische Arbeit aus einer orthodoxen Kirche oder einem Kloster entstand um das Jahr 1620. Die Gesamtgröße beträgt 151 x 123 Zentimeter; es ist eine Malerei aus Tempera und Gold auf Lindenholz. Die dunkle Tönung ist eine Folge der Firnis. Diese Ikone ist noch nicht auf den westlichen Kunstmarkt gewandert, sondern befindet sich nach wie vor im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Perm, einer Millionenstadt im Uralvorland. Ich würde gerne mehr über den Entstehungshintergrund, den oder die Künstler oder anderes berichten, doch selbst die Fachleute des Museums wissen dazu laut schriftlicher Auskunft nichts Weiteres. Allein durch naturwissenschaftliche Untersuchung wäre es heute möglich, die Arbeit einer bestimmten Schule zuzuweisen, doch solches ist nicht finanzierbar.
Durch ein dunkles, blauschwarzes Wolkenband ist die Stadt Jerusalem klar von der übrige Ikone abgegrenzt und befindet sich in der oberen, linken Ecke (Ausschnitt 80 x 50 Zentimeter). Sie ist angefüllt mit ungewöhnlich vielen Arkaden, etwa ein Dutzend, so dass man schon von einer Arkadenlandschaft sprechen kann. Manche sind braun, andere rot oder golden, doch alle sind mit einem spitzen Dreiecksgiebel bekrönt. In ihnen sind stets drei Heilige vereint, um an Tischen gemeinsam das Ewige Abendmahl zu feiern. Unten ist etwas mehr rotes Mauerwerk zu sehen, vor allem um den zentralen Eingang. In diesem nimmt ein Engel gerettete Seelen im Empfang, die von weiteren Engeln auf einem langen Band an der linken Seite der Ikone wie in einem Fahrstuhl direkt aus dem alttestamentarischen Paradies unten in das neutestamentarische Himmlische Jerusalem nach oben gebracht werden (Typus Fahrstuhlikone).

Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Weltgericht, Staatliche Kunsthalle Perm, Tempera, Arkaden, Fahrstuhlikone
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