Zahari Hristovich Zograf (1810-1853): Athos-Kloster Megisti Lavra (1851/52)
Der Maler Zahari Hristovich Zograf (1810-1853) aus der bulgarischen Stadt Samokov stattete um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Klöstern mit Malereien aus. Der Künstler gilt, wie auch Sachari Sograf, als Vertreter eines Nationalstils, der an die slawische Kunst des Mittelalters anschließen wollte. Im griechisch-orthodoxen Athoskloster Megisti Lavra (griechisch Μονή Μεγίστης Λαύρας, deutsch „Größtes Kloster“), das kaum zugänglich ist und kunsthistorisch noch immer so gut wie unerforscht ist, schuf Zograf von 1851 bis 1852 beeindruckende Malereien, die auch heute noch Gläubige mit ihrer Farbenpracht und dem exzellenten Erhaltungszustand überwältigen. Die Horizontale der Wandmalerei wird durch drei schmale, geschlossene Tore betont.
Sie sind mit Engelswesen (oben in roter Farbe) und in Ockerfarbe reichlich verziert. Eines der Tore rechts wird gerade von Petrus aufgeschlossen, der hier einmal ein blaues Gewand trägt. Diese eine Pforte ist etwas höher und kann über drei Stufen betreten werden. Aus dem Mauerwerk zwischen den Toren strömen vier Flüsse dem Betrachter entgegen, es sind die Paradiesflüsse, die hier auch den Lebensfluss des Himmlischen Jerusalem präsentieren. Das Mauerwerk ist übrigens von zahlreichen Fenstern unterbrochen, und oben finden sich statt Zinnen kleine Miniaturbauten oder Erker, die es ähnlich auch in Megisti Lavra gibt. Das eigentliche Himmlische Jerusalem sind die drei prächtigen Paläste oben, die wie Villen in eine paradiesische Landschaft gelegt sind. Es sind detailreich, unterschiedlich gestaltete Landschaftsvillen, die das Talent Zografs im Kleinen dokumentieren. Dazwischen lustwandeln immer wieder Gerettete in hellen, weißen Kleidern. Sie und die Bauten erinnern an das Bibelwort „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“ (Johannesevangelium Kap. 14, Vers 2).
Anna Roškovska: Zahari Zograf. Podpisvaše se Bolgarin, Stara Zagora 1994.
Doroteja Sokolova: Zachari Zograf, 1810-1853, Sofija (2010).
Claus Bernet: Pretiosen des Ostens. Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).
Beitragsbild: Maxim Erschow