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Weltgericht aus Karelien (1750-1800)

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand in Karelien eine Weltgerichtsikone, die sich einst in der Kirche Maria Schutz und Fürbitte in Kischi befand. Kischi ist eine russische Insel im Onegasee; ihr Ensemble von Kirchen in Holzbauweise (Freiluftmuseum Kischi) gehört seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Ikone ist Teil der Sammlung des Kischi-Museums (Inventarnummer KP-253/2). Die näheren Hintergründe, wie Auftraggeber, Finanzierung oder beteiligte Künstler, sind unbekannt.
Es handelt sich um eine Tempera-Malerei, die im oberen Teil links das Himmlische Jerusalem zeigt. Markant ist ein türkisfarbener Torturm. Er ist schmal, reichlich verziert und schließt mit einer braunen Kuppel ab, die bereits den Rand der Ikone berührt. Mindestens drei Stockwerke lassen sich ausmachen. Links besitzt dieser markante Torturm die Zugangspforte in das Himmlische Jerusalem, in die sich Gerettete, die sich in einer Reihe von unten links nach oben bewegen, hineindrängen. Hinter dem Hauptturm schließen rechts und links noch zwei weitere, niedrigere Türme an. Ansonsten ist keine Architektur vorzufinden, dafür jedoch mehrere Bäume, die sich am oberen Abschluss der Ikone entlang ziehen. Darunter feiern an langen Tischreihen Heilige das Ewige Abendmahl. Weiter unten ist eine der Reihen schräg gesetzt. Auf dieser findet man die für Ikonen typischen Arkadenreihen, in denen jeweils ein Heiliger Platz genommen hat.

V. O. Akhveninen: Kizhi – a treasure island. The Kizhi outdoor museum of folk wooden architecture and ethnography of the Karelian ASSR, Petrozavodsk 1967.
Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

Beitragsbild: S. Evgeny

tags: Karelien, Russland, Weltgericht, Torturm, Tempera, Arkaden, Freilichtmuseum
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