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Ade Bethune (1914-2002): „I saw the holy city, the new Jerusalem“ (1945)

Im Jahr 1945 wurde von Ade Bethune die Schwarzweiß-Zeichnung „I saw the holy city, the new Jerusalem“ („Ich sah die heilige Stadt, das Neue Jerusalem“) angefertigt. Jahre später, 1986, wurde diese Zeichnung auch in dem Band „Eye Contact with God Through Pictures“ („Augenkontakt mit Gott durch Bilder“, Kansas City: Sheed & Ward) auf Seite 32 abgedruckt, mit der Überschrift „Beata Urbs Jerusalem“ („Glückliche Stadt Jerusalem“). „Urbs beata Jerusalem dicta pacis visio“ ist die erste Zeile einer Hymne aus dem 7. oder 8. Jahrhundert, die im Weiheamt einer römisch-katholischen Kirche gesungen wurde.
Die Stadt scheint auf Felsen zu thronen, ein Weg führt vorne zu einem Eingang mit geschlossenen Doppeltoren. Man kann aus der Vogelperspektive in die Stadt blicken und erkennt zahlreiche Bauten, die, nach Auskunft der Künstlerin, an mittelalterliche Darstellungen des Liber Floridus angelehnt sein sollen: „Viel Zeit habe ich während meiner Ausbildung mit mittelalterlichen Handschriften aus meiner Bibliothek verbracht, die ich in Gent aufgekauft hatte. Das war, als dort ein mit meiner Mutter befreundeter Lehrer der Volkshochschule verstorben war. Ich kopierte immer wieder die gleichen Vorlagen. Vor allem Beatus-Illustrationen, dann Miniaturen aus Stundenbüchern, aus dem Blumenbuch, aus Missalen und natürlich Initialen, die mich ganz besonders fasziniertem. Fast jedes Wochenende habe ich als ‚Kopistin‘ Skizzen angefertigt, die ich bei meinen eigenen Werken zu Grunde legte“. Es sind unterschiedliche Wohnbauten, in deren Mitte ein Sakralbau gesetzt wurde. Dazwischen wurden immer wieder Pflanzen gesetzt, von denen eine sogar in einer Blumenvase steht (links). Engel, Christus, Heilige oder typische Merkmale für das Neue Jerusalem, wie Perlen oder Edelsteine, wurden in dieser Interpretation der Beata Urbs Jerusalem nicht aufgenommen.

Judith Stoughton: Proud donkey of Schaerbeek: Ade Bethune, catholic worker artist, St. Cloud 1988.

 

Zur Künstlerin:

Ade Bethune (1914-2002), geboren als Adélaide de Bethune in Belgien, war eine erfolgreiche römisch-katholische Zeichnerin und Designerin, die seit 1935 vor allem für die Zeitschrift „Catholic Worker“ arbeitete, aber auch liturgisches Gerät und anderes designte. Mosaike, Kruzifixe und Glasfenster der Künstlerin lassen sich in vielen US-amerikanischen Kirchen finden, etwa ein Kruzifix in St. Paulinus in Clairton, der Altar von St. Leo in St. Paul (Minnesota) oder die Glasfenster in einer Kapelle in Troy (New York).

 

tags: Illustration, Felsen, Vase, Liber Floridus, USA
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