Hamburger Apokalypse, Cod. in scrin.: 87 (1300-1325)

Vor einem kleinen, verschlossenen Tor mit filigranem Beschlagwerk erhebt sich, in heller blauer Farbe, die Mauer der Gottesstadt. Über der Mauerkante sind fünf verschiedene mittelalterlich geprägte Bauten aus dem Stadtinneren zu sehen, breite Türme außen, Sakral- und Wohnbauten. Abwechselnd sind sie in roter und gelber Farbe gehalten. Über der im freien Raum schwebenden Stadt steht links in einem farbigem Gewand Johannes und deutet auf Christus. Dieser erscheint über einem mehrfarbigen Strahlenkranz vor Goldhintergrund über der Stadt. Unter diesem Miniaturausschnitt befindet sich eine Darstellung der Szene der „Rede Gottes“ (Apok. 21, 5-6). Diese „Rede Gottes“ findet sich auch in der Trinity-Apokalypse, wie überhaupt die Hamburger Apokalypse (Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek, fol. 55 aus Hs. Cod. MS 98 in scrin.: 87) mit den englischen Ausgaben der Johannesoffenbarung aus dem 13. Jahrhundert in enger Verbindung steht.
Dieses spätgotische Exemplar entstand im mitteldeutschen Raum, vermutlich in einer Klosterwerkstatt. Der heutige Name „Hamburger Apokalypse“ deutet also auf den Aufbewahrungsort, nicht auf die Herkunft der Handschrift. Mit einer geschätzten Entstehungszeit im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts ist es eine der ältesten bebilderten Apokalypse-Handschriften, die sich im deutschsprachigen Raum erhalten hat.

Die Hamburger Apokalypse, in: Gertrud Schiller: Die Apokalypse des Johannes, Gütersloh 1991, S. 232-235.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).

 

tags: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Rede Gottes, Mitteldeutschland, Gotik, Mittelalter
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