Die Bergsiedlung Furiani ist heute eine Gemeinde mit etwa fünftausend Einwohnern auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika. Die dortige römisch-katholische Marienkapelle, ein einfacher Steinbau mit halbrunder Apsis, gehört zu den ältesten sakralen Bauten der Insel und ist etwa um 850 entstanden. Sie liegt außerhalb der Bebauung auf den Anhöhen von Furiani, südlich von Bastia, und bietet einen Blick auf das Flachland und die Küstenlagune Étang de Biguglia.
Die Malereien im inneren werden auf das Ende des 15. Jahrhundert geschätzt. Die Freskenmaler waren vermutlich Wandermönche aus Italien gewesen, einer hatte nachweislich den Namen „Bertolom“. Vermutlich handelt es sich um die gleichen Maler, die ein ähnliches Fresko in Sankt Thomas in Pastoreccia (ebenfalls Korsika) aufführten. Im Jahr 2013 wurde die Kapelle mit den Malereien von Jean Manuel Paoli umfassend restauriert und dokumentiert.
In der Apsiskalotte sind unten die zwölf Apostel, getrennt durch Arkaden mit stilisierten Colonnetten, darüber Christus Pantokrator dargestellt, auf seinem Thron sitzend, mit einer Hand segnend, mit der anderen das Buch des Lebens präsentierend. Im oberen Teil verwandelt sich der goldfarbene Thron in das Himmlische Jerusalem in Form eines gewaltigen, sich verjüngenden Turms. Die schwarzen Öffnungen markieren seine zahlreichen Fenster und Tore. Mindestens dreistöckig ist diese Turmanlage, die sich möglicherweise nach oben oder unten fortsetzt, aber von Christus bzw. seinem Nimbus verdeckt werden. Teile der Architektur kragen an den Seiten nach außen. In dieser ungewöhnlichen Kombination von Stadt, Turm und Thron ist Jerusalem kaum einmal dargestellt worden, allein in der Miniaturmalerei fühlt man sich an MS Add. 17399, fol. 53v erinnert.
Geneviève Moracchini-Mazel: Les monuments paléochrétiens de la Corse, Paris 1967.
Joseph Orsolini: L’art de la fresque en Corse de 1450 à 1520, Genova 1989.