
In der Dorfkirche von Råsted auf Jütland hat sich eine der ältesten Wandmalereien Dänemarks am Originalstandort erhalten. Sie wurden mit naturwissenschaftlicher Technik ziemlich genau auf 1125 datiert. Erst im Jahr 1936 hat man sie unter einer weißen Kalkschicht aufgefunden und zwei Jahre darauf das erste Mal und 1960 ein zweites Mal restauriert. Die rotbraun-ockerfarbene Gottesstadt erhebt sich über einem Kirchenfenster. Dabei wurde dieses so ummalt, dass in Art einer romanischen Illusionsmalerei der Eindruck entsteht, als sei das Fenster ein großes Zugangstor in die Stadt. Diese zeigt lange, schmale Türme, die für die dänische Romanik charakteristisch sind, ebenso wie das aufgemalte Zackenband, das sich um die Fensterlaibung legt. Die Türme sind weiß belassen, die Mauerung in roter Farbe gesetzt und das Zackenband blau. Das historische Jerusalem hatte zu dieser Zeit kaum ein Künstler je gesehen; die biblische Stadt wurde zum Inbegriff von Stadt, Schutz und Urbanität an sich und konnte ohne jeden historischen oder biblischen Bezug gestaltet sein. So fehlen hier der heutigen Betrachtung vertraut scheinende Elemente, wie das Gotteslamm, der Lebensbaum oder die Apostel.
Egmont Lind: De romanske Kalkmalerier i Raasted Kirke, in: Fra Randers Amt, 1945, S. 6-23.
Ulla Haastrup: Die romanischen Wandmalereien in Råsted. Ikonographie, Bildprogramm und Theater, in: Hafnia. Copenhagen papers in the history of art, 1972, S. 69-138.
Lise Gotfredsen: Råsted kirkes kalkmalerier, in: Meddelelser fra Arhus Stift, 13, 1975, S. 34-44.
Lise Gotfredsen: Råsted kirke – Spil og billede, København 1975.
Ulla Haastrup, Robert Egevang (Hrsg.): Danske kalkmalerier: Romansk tid: 1080-1175, København 1986.
Morten Møbjerg: Fra døden til livet: Kalkmalerierne i Råsted kirke liturgisk tolket, Råsted 1991.