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Weltgericht aus der All-Saints-Church in Broughton (15. Jh.)

Die All-Saints-Church des Dorfes Broughton in der Grafschaft Cambridgeshire bzw. dem Bistum Ely zeigt das Jüngste Gericht auf einem gewaltigen Fresko von zwanzig Quadratmetern. Wie üblich, ist auf der linken oberen Seite das Himmlische Jerusalem zu sehen, hier in manieristischer Ausgestaltung mit vielen Details. Vor dem rundbogigen Eingangstor befindet sich rechts Petrus, in gedrungener Gestalt mit markanter Kopfbedeckung wie unweit in Bacton. In seiner Hand hält er Reste eines Bischofsstabs, wobei es sich vermutlich um einen Rekonstruktionsfehler handelt: Im Original wird hier ein Schlüssel in seiner Hand gewesen sein. Auch der Engel hinter Petrus ist vermutlich falsch wiedergegeben: Er spielt hier eine Laute, die es in dieser Gestalt im 15. Jahrhundert noch nicht gab, doch sein eigentliches Instrument wird die Posaune gewesen sein, mit der bekanntlich zum Weltgericht gerufen wird. Die eigentliche Aufgabe des Engels ist eigentlich, dass er vor Petrus die Geretteten in die Stadt führt. Vor diesen beiden Figuren befanden sich einst Vertreter der mittelalterlichen Stände. Von der Gruppe wurden drei unbekleidete Figuren rekonstruiert, die anhand der Kopfbedeckung als geistliche Würdenträger ausgewiesen sind.
Die Stadtarchitektur zeigt keine gotischen Stilelemente mehr, sondern ist ein Werk der Frührenaissance. Die oberen und vielleicht auch linken Partien von Jerusalem gingen leider verloren, da das Kirchendach nach dem 15. Jahrhundert, als das Fresko entstanden war, niedriger gesetzt werden musste. Möglicherweise sind bereist schon bei diesen Arbeiten die Rekonstruktionen vorgenommen worden. 

Alain Caiger-Smith: English Medieval Mural Paintings, Oxford 1963.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

Beitragsbild: A. Marshall

tags: Weltgericht, England, Renaissance, Fresko, Rekonstruktion, Fehler, Laute, Ständevertreter
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