Sieger Köder (1925-2015): St. Johannes in Piflas (1999)

Zwischen 1995 und 1999 schuf der Theologe und Maler Sieger Köder (1925-2015) sechzehn große und vier kleine Bildfenster, wovon das letzte der linken Seite vor dem Altar das Himmlische Jerusalem zeigt. Die Serie findet sich in der römisch-katholischen Filialkirche St. Johannes in Piflas unweit von Landshut in Niederbayern. Unten ist, in einem grünen Gewand, Johannes der Seher (der Namenspatron der Kirche) auf einem Felsen (Patmos) dargestellt. Er blickt nicht auf das Buch in seinem Schoss (was es zu seiner Zeit noch nicht gegeben hat), sondern auf die Erscheinung über ihm. Dort bilden zwölf weiße Diamanten ein Rechteck, welches mit roten Glasscheiben gefüllt ist, eine Weiterentwicklung seiner Jerusalemsinterpretation aus Mater Dolorosa von 1986. Dazwischen deuten schwarze Schraffuren Mauerwerk an. In der Mitte sind hier einmal zwei Personen zu finden, die sich liebevoll umarmen. Oben hat der Künstler den Buchstaben W eingefügt. Leider hatte ich keine Gelegenheit mehr, den Künstler nach der Bedeutung zu fragen – es hat jedenfalls nichts mit der Stifterfamilie zu tun (s.u.).
Ganz unten hat der Maler, kaum zu erkennen, als Zeichen der Vergänglichkeit die Kirchtürme von St. Konrad (Landshut), von St. Johannes (Piflas) sowie den Dom von Regensburg eingezeichnet. Solche Spielereien liebte Köder außerordentlich, der gerne und ausführlich über seine Kunst plauderte und sich auch als Kunstvermittler verstand.


Die signierten Arbeiten wurden unter Agnes Fink von der Glaskunstwerkstätte Hubert Deininger in Ulm ausgeführt, was durch eine Spende von Irene und Herbert Ecker ermöglicht wurde. Seitdem sind die Fenster der zentrale Schmuck der Kirche, die Kunstfreunde (wie mich) aus ganz Deutschland herführen.

Rudolf Schultes: Filialkirche St. Johannes in Piflas, Ostfildern 1999.
Lothar Altmann: Landshut, Kirchen der Pfarrei St. Konrad, Regensburg 2012.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

 

tags: Sieger Köder, Niederbayern, Umarmung, Diamant, Regensburg, Firma Hubert Deininger, Stiftung
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