Zu den frühen Ausgaben zählt diese „Pélerinage de la vie humaine“, die wohl noch zu den Lebzeiten des Poeten um 1350 hergestellt wurde und schon von daher von besonderem Interesse ist. Der Band befindet sich unter der Signatur  MS Français in der Französischen Nationalbibliothek in Paris. Von der Ausführung her gesehen sind diese Miniaturen aber kaum mit anderen aus Pélerinage-Ausgaben des 14. Jahrhunderts zu vergleichen, sie sind wesentlich malerischer und deuten auf die Hand eines individuellen Meisters, der abseits der traditionellen Kopierstätten gearbeitet haben muss. Bereits der leer gelassene Spiegel auf fol. 1r ist im Umkreis der Pélerinage-Ausgaben einmalig, ebenso seine vermutlich gemauerte Rahmung, die selbst wieder wie eine Kirche oder Miniaturstadt aussieht!

Eine weitere Miniatur auf fol. 1v zeigt die Gottesstadt im weiteren Verlauf der Pilger-Story, wie sie der Hauptperson im Traum vorgeführt wird. Der Erhaltungszustand ist schlecht, so dass von der goldenen Stadt eigentlich nur noch ein unförmiger Block übrig ist. Auf diesen haben die Mönche von verschiedenen Orden Leitern angesetzt, um sich illegitim Zugang zu verschaffen.

Fol. 3v zeigt den Pilger vor einem Kirchenbau, was eine der gängigen Darstellungsformen des Himmlischen Jerusalem ist. Hans Sedelmayr hat intensiv versucht, die gotischen Kathedralen als Abbilder des Himmlischen Jerusalem zu interpretieren. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: das Himmlische Jerusalem wurde in gotischen Miniaturen als Kirche dargestellt. Hier ist es ein niedriger Bau mit einem roten Satteldach. Vor die Stadt ist gesetzt, was eigentlich im inneren statt findet: die Feier des Abendmahls.

 1577. Li Romans de l’umain voyage du vieil moine, qui est exposés sur le Romans de la Rosé, in: Bibliothèque impériale – Département des manuscrits. Catalogue des manuscrits français, 1, Paris 1868, S. 257.