
Das Fresko mit dem Jüngsten Gericht in der heute reformierten Stadtkirche in Biel (Kanton Bern) befindet sich auf der nördlichen Hochschiffwand. Es wird auf etwa 1475 datiert, als es wahrscheinlich von vermögenden Bürgern gestiftet wurde. Gerade das Himmlische Jerusalem auf der linken Seite ist aufgrund von Feuchtigkeitsschäden und Ausblühungen ausgesprochen schlecht erhalten, trotz einer umfassenden Renovierung von 2000 bis 2004. Man kann aber noch die ursprüngliche Konzeption erkennen, wenngleich auch viele Einzelheiten für immer verloren sind: eine ausladende Treppe führte zum Himmelstor, von dem sich noch einer der aufgemalten Beschläge erhalten hat. Vor dem Bau nahm vermutlich Petrus eine Schar Geretteter in Empfang, ganz rechts und oben sind noch die Gräber, aus denen die Geretteten auferstanden sind. Reste des aufgemalten Mauerschmucks lassen sich an der Oberkante feststellen, wo gotische Rosetten imitiert wurden, über denen einige Engel für Musik sorgten. Bei der übergroßen Figur im blau-roten Gewand rechts handelt es sich übrigens nicht um Petrus, sondern um Maria als Fürsprecherin der zukünftigen Himmelsbewohner.
Eduard Lanz, Hans Berchtold: 500 Jahre Bieler Stadtkirche, hrsg. vom Kirchgemeinderat der Evangelisch-Reformierten Kirche Biel-Stadt, Biel 1963.
Ingrid Ehrensperger-Katz: Reformierte Stadtkirche Biel, Bern 1981.
Herold Bieler: ‚Die Kirche im Dorf lassen’: Die Pfarrkirche von Biel wurde in den letzten vier Jahren für zwei Millionen Franken renoviert, in: Walliser Bote, 273, 2004, S. 13.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).