
Angela Gsaenger (1929-2011): Reformations-Gedächtnis-Kirche in München (1969)
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Claus Bernet
- Dezember 30, 2021
Von der Mosaizistin und Architektin Angela Gsaenger (1929-2011) aus München kennt man Darstellungen mit dem Himmlischen Jerusalem aus Kirchen in Wolfsburg (1957), in Sulzbach (1958) und in Neuendettelsau (1970). Es gibt jedoch von der Künstlerin eine Interpretation des Themas als Glasfenster. Ihre abstrakte Darstellung im Giebelfenster der evangelischen Reformations-Gedächtnis-Kirche im Münchner Stadtteil Großhadern hat bis heute nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt. In das große dreieckige Glasfenster für die Kirche hat Gsaenger zwölf rote Parallelogramme eingefügt, die ihrerseits, von Bleischnüren festgehalten, aus Dreiecken in mehreren roten Schattierungen bestehen. „Ich wollte eine grafische Darstellung“, erläuterte sie später ihr Werk in Großhadern, „etwas Nicht-Gegenständliches, mit Figuren macht man sich leichter angreifbar“. Damit folgt sie dem Weg, den sie schon bei ihren nichtfigürlichen Mosaiken eingeschlagen hat. Figürlich bezieht sich hier allein auf Figuren wie Menschen oder vielleicht noch Engel oder Tiere, nicht aber auf Architektur. Denn die Künstlerin hat nicht verzichtet, die zwölf Tore der Stadt einzusetzen, als rote Rechtecke mit einem orangefarbenen Kern. Sie sind an den drei Seiten des Fensters aneinander gereiht und lassen die Mitte frei. Dort findet sich eine frei Komposition von blauen und roten Rechtecken, den Bauten der Stadt. Fassung erhält das 12 x 7 Meter große Altarfenster durch einen Rahmen dunkelblauer Scheiben, welche sich um das gesamte Dreieck ziehen.
Das gesamte Schaffen wie die Biographie der Künstlerin ist noch zu dokumentieren. 2021 gab es noch nicht einmal einen Wikipedia-Artikel; in demjenigen zu Gustav Gsaenger (1900-1989) wird sie auf eine Hilfskraft ihres Vaters reduziert.