Am 5. Oktober des Jahres 1975 wurden die neuen Chorfenster der presbyterianischen Kirche St. Andrew’s in Windsor (Ontario, Kanada) mit einem Gottesdienst feierlich eingeweiht. Eines der neuen Buntglasfenster zeigt im unteren Bereich eine Abendmahlsszene und darüber in einem Tondo das Himmlische Jerusalem. Es ist eine der frühesten Darstellungen der Stadt als Glasfenster in ganz Kanada. Jerusalem ist in ihrer unteren Hälfte vom Lebensfluss umgeben, in Form eines gerundeten Wellenbandes. Dahinter erkennt man vorne hohe Mauern und vier gelbgoldene Tore. Diese sind schmale, frei stehende Paneele mit offenen Toren. Im Hintergrund finden sich zahlreiche sehr spitze Türme, ähnlich wie in den Arbeiten von Hugh Ray Easton. Diese spitzen Türme kontrastieren mit den Strahlen die weißfarbene Gloriole. Im Vordergrund formen die Gewänder von zwei Engeln eine Pforte, durch die man die Stadt betritt. Oben ist das Glasfenster wie folgt beschriftet: „The New Jerusalem“.
Der Künstler bzw. die Künstlerin dieser hochwertigen Arbeit konnte auch durch intensive Recherche bis hin zu Telefonaten nach Kanada leider nicht herausgefunden werden, nur die Glasmanufaktur. Es handelt sich um die Luxfer Studios aus Concord in Ontario. Entstanden sind die Fenster damals aufgrund einer Initiative von Pfarrer Dr. William Lawson.
Nicht nur in Deutschland geht der Gottesdienst der traditionellen Kirchen tendenziell zurück. Am 1. Mai 2016 stimmte die Gemeinde von Windsor aus finanziellen Gründen dafür, den laufenden Betrieb einzustellen, den Kirchenbau und ihr Eigentum zu verkaufen und andere räumliche Möglichkeiten für den Gottesdienst in der Innenstadt zu suchen. Was aus den Glasfenster inzwischen geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).