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Danny Boyle (geb. 1956): Olympia-Eröffnungsgala (2012)

Regisseur Danny Boyle (geb. 1956) wurde bekannt mit Filmen wie „Trainspotting“ über „The Beach“ bis hin zu „Slumdog Millionaire“. Vom Londoner „Organising Committee of the Olympic and Paralympic Games“ wurde er mit der Inszenierung der Eröffnungszeremonie für die Olympischen Spiele in London 2012 beauftragt. Das Modell hat der Regisseur mit einem vielköpfigen Mitarbeiterteam entworfen. 27 Millionen Pfund wurden für die Eröffnungsshow „Isles of Wonder“ ausgegeben, an der dann über 10.000 Statisten und zahlreiche Tiere mitwirkten. Die Eröffnungsgala am 28. Juli 2012 war von Shakespeares Drama „Der Sturm“ inspiriert, aber vor allem von William Blakes Gedicht über einen apokryph überlieferten Besuch des jungen Jesus Christus in Glastonbury. Das Gedicht ist noch heute als vertonte Version „Jerusalem“ allgemein bekannt. Im Christentum ist Jerusalem als Synonym für den Himmel, für Frieden und Erlösung gebräuchlich; und so wollte Boyle mit seiner Eröffnungsinszenierung die Utopie eines Landes gestalten, das sich vom Erbe der Industrialisierung erholt hat, und inzwischen auch Urbanisierung und Zuwanderung als Teile der nationalen Identität begreift.

Gezeigt wurde ein gewaltiges Reenactment des ruralen England des 17. Jahrhunderts mit echten Menschen und Tieren, Bauerngehöften und vorbeiziehenden Watte-Wolken. Es ist eine Mischung aus Paradiesgarten, Hortus Colclusus und Himmlischem Jerusalem. Im Hintergrund erhebt sich der Zionsberg, auf den ein schmaler Pfad kreisförmig nach oben führt. Auf der Spitze thront jedoch nicht mehr das Lamm Gottes, sondern säkularisiert und ökologisch korrekt der Lebensbaum bzw. Yggdrasil.

Amy Raphael: Danny Boyle in his own words, London 2011.
Leichtathletik 2012: Olympia in London, EM in Helsinki. Alles über das Superjahr, Köln 2012.
Karl Lennartz (Hrsg.): Olympia, Deutschland – Großbritannien: Beiträge zu den Olympischen Spielen 2012 in London, Köln 2012.

 

tags: Reenactment, Olympia, Utopie, Lebensbaum, Zionsberg
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