
Georg Meistermann (1911-1990): evangelische Kirche von Bad Krozingen (1981)
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Claus Bernet
- Dezember 13, 2021
Mit diesem Fenster, das wie die übrigen Fenster im Jahr 1981 durch ein Initiative von Paul Gerhard Schmidt (1937-2010) Zustande kam, hatte die evangelische Kirche von Bad Krozingen im Schwarzwald zunächst einige Schwierigkeiten. Das Himmlische Jerusalem, dessen farbiges Fundament ganz unten zu sehen ist, schien vielen zu kalt. Vermutlich stellte man sich eine figürliche Stadt mit Mauern, Toren, Engeln etc. vor, was ja auch durchaus legitim ist, da die Gemeindemitglieder schließlich die Kunstwerke finanzieren dürfen. Ein Mitglied des Kirchengemeinderats sprach den Künstler der Fenster, Georg Meistermann (1911-1990), seinerzeit an und sagte: „Ich stelle mir das himmlische Jerusalem anders vor“. Meistermann erwiderte zu dem Fenster sinngemäß: „Da wird Ordnung sein! In Gottes Stadt wird man und kann man keine dunklen Dinge mehr treiben. Alles ist klar offen. Nichts mehr ohne und gegen Gott. Ich warte auf die Sonne. Wenn sie in das Fenster einbricht, wird sie mir ein Zeichen sein, wie Gott seine Welt ans Ziel bringt. Diese, unsere (alte Welt) leidet ja nicht nur an Schlupflöchern des Bösen, an der Unordnung der Gesetzlosigkeit, sie leidet auch – und manchmal noch mehr – an der kalten Ordnung ohne die Liebe“. Die Struktur der Edelsteine hat Meistermann übrigens am oberen Abschluss wiederholt, allerdings ohne Farbe. Es wäre falsch, wenn man in dem Fenster gar keine Tore oder Mauern sehen würde. Meistermann hat auf dem Fenster zwölf Kreise verteilt, übrigens in Dreiergruppen. Diese fungieren wie Gelenke: von ihnen gehen Linien aus, die die Kreise miteinander verknüpfen und ein Gitter entstehen lassen.
Margitta Schmitt (Bearb.): Gegenwart und Geschichte der Evangelischen Kirche Bad Krozingen, Freiburg 1995.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).