Mit diesem Fenster, das wie die übrigen Fenster im Jahr 1981 durch ein Initiative von Paul Gerhard Schmidt (1937-2010) Zustande kam, hatte die evangelische Christuskirche von Bad Krozingen im Schwarzwald zunächst einige Schwierigkeiten. Das Himmlische Jerusalem (Südseite, zweites Längsfenster vom Eingang her), dessen farbiges Fundament ganz unten zu sehen ist, schien vielen zu kalt. Vermutlich hatten viele Gemeindemitglieder eine figürliche Stadt mit Mauern, Toren, Engeln etc. erwartet, was ja durchaus legitim ist, da die Mitglieder schließlich die Kunstwerke auch finanzieren dürfen. Ein Mitglied des Kirchengemeinderats sprach den Künstler der Fenster, Georg Meistermann (1911-1990), seinerzeit mutig an und sagte: „Ich stelle mir das himmlische Jerusalem anders vor“. Meistermann, der zu diesem Zeitpunkt ein etablierter und gestandener Glaskünstler war, erwiderte zu dem Fenster sinngemäß: „Da wird Ordnung sein! In Gottes Stadt wird man und kann man keine dunklen Dinge mehr treiben. Alles ist klar offen. Nichts mehr ohne und gegen Gott. Ich warte auf die Sonne. Wenn sie in das Fenster einbricht, wird sie mir ein Zeichen sein, wie Gott seine Welt ans Ziel bringt. Diese, unsere (alte Welt) leidet ja nicht nur an Schlupflöchern des Bösen, an der Unordnung der Gesetzlosigkeit, sie leidet auch – und manchmal noch mehr – an der kalten Ordnung ohne die Liebe“.
Die Struktur der Edelsteine hat Meistermann übrigens am unteren Abschluss thematisiert und am oberen Abschluss wiederholt, allerdings dort ohne Farbe. Es wäre falsch, wenn man in dem Fenster gar keine Tore oder Mauern sehen würde. Meistermann hat auf dem Fenster zwölf Kreise verteilt, übrigens in Dreiergruppen. Diese fungieren wie Gelenke: von ihnen gehen Linien aus, die die Kreise miteinander verknüpfen und ein Gitter entstehen lassen, vergleichbar wie kurz darauf auf seinem Jerusalemsfenster in Mainz.
Margitta Schmitt (Bearb.): Gegenwart und Geschichte der Evangelischen Kirche Bad Krozingen, Freiburg 1995.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 3, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 26).