Erentrud Trost (1923-2004): Fensterband in der ehemaligen Kirche St. Barbara in Möllen (1965)
Die Benediktinernonne Erentrud Trost (1923-2004) gestaltete im Jahr 1965 die Buntglasfenster für die neu erbaute römisch-katholische Kirche St. Barbara in Möllen bei Voerde am Niederrhein. Es handelte sich dabei um ein Lichtband aus überwiegend blauem, rotem und gelbem Antikglas, Blei und Schwarzlot. Dieses schmale Lichtband zieht sich in acht Meter Höhe fast um den gesamten Raum und ist seine hauptsächliche Beleuchtung.
Auf dem Band wurden vierundzwanzig Themen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Auf dem zentralen Bildfeld über dem Altar war das weiße Lamm im Himmlischen Jerusalem zu sehen, wie es auf dem versiegelten Buch des Lebens thront, ähnlich wie von der Künstlerin wenige Monate zuvor in Hagen dargestellt. Zunächst ist um sein Haupt eine rote Gloriole gelegt, die seitlich in eine gelbe Tönung wechselt. Aufgrund der Form des Bandes bot es sich an, die leicht konkave Stadtdarstellung an den Seiten zu platzieren. Dort hat man blockartige Bauten aneinander und übereinander gesetzt, die mit sehr kleinen Fenstern ausgestattet wurden. In diesem Außenbereich, der eigentlich das Stadtinnere darstellt, finden sich erstmals weitere Farben wie Weiß, Violett oder Blau. Blaue Glasscheiben finden sich auch am oberen und unteren Rand und geben dort den Hintergrund ab, deuten das Firmament oder das Wasser des Lebensflusses an. Somit ziehen sich diese Motive der Gottesstadt über insgesamt fünf Fenster.
Auf der Kirche St. Barbara lag kein Segen. Der gewaltige Backsteinbau des Architekten Norbert Hegge, der wie eine monolithische Betonfestung oder ein frühneuzeitliches Bollwerk im Stil des Brutalismus wirkt, war schon zu Bauzeiten für die Ortsgemeinde zu groß angelegt. Durch die unzureichende Beleuchtung des schmalen Lichtbandes und durch ein Betonwabenfenster im Südteil wirkte der Bau selbst an Sonnentagen düster. Nach dramatischem Mitgliederschwund wurde der Bau schließlich 2010 profaniert.
Einige liturgische Gegenstände aus der Kirche haben in der Barbarakapelle in Möllen eine neue Heimat gefunden. Auch ausgewählte Fenstermotive aus der Barbarakirche findet man hier. Glücklicherweise wurde darunter das betreffende Motiv der Himmelsstadt, unter Mitarbeit von Trost, von einem unbekannten Künstler für die heutige Barbarakapelle kopiert, in einer speziellen Technik aus Kunststofffolien, was einen besonderen Glanz erzeugt.
Was jedoch aus dem originalen Glaswerk in der Kirche werden wird, ist ungewiss. Zuletzt brachten die gestiegenen Heizkosten einen möglichen Abriss wieder in die Diskussion. Angeblich wird der Bau vom Bistum Münster als Depot für kirchliche Kunstgegenstände genutzt, da reihenweise Kirchen und Kapellen geschlossen und ausgeräumt werden. Ob sich also in dem Bau mit dem Jerusalems-Fenster inzwischen weitere Kunstwerke mit diesem Motiv angesammelt haben, ist im Bereich des Möglichen. Andererseits macht vor Ort der einstige Sakralbau einen gottverlassenen Eindruck (2023): kein Schild verweist auf die vorgebliche Nutzung als „Lapidarium“, die leeren Räume werden von einem Wach- und Sicherheitsdienst beaufsichtigt, die Verwahrlosung und der Vandalismus schreiten voran. Die einzige sichtbare Investition ist ein hoher Zaun, mit dem sich die Kirche komplett von der umgebenden Bebauung isoliert hat – sicherlich keine befriedigende Lösung für die Zukunft.
Adolfo Terhorst (Bearb.): 25 Jahre St. Barbara, Möllen 1965-1990. Festschrift zum 25jährigen Jubiläum, Dinslaken 1990.
Leonie M. Meyenberg: Als Gestalterin von Kirchenfenstern bekannt geworden, in: Die Paderquellen, 43, 2004, S. 163-164.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).