St. Christopherus ist eine römisch-katholische Kirche in Valbert bei Meinerzhagen im Sauerland. Bei der Innenausgestaltung war das Himmlische Jerusalem das zentrale Motiv. Die Idee war, dass man beim Betreten der Tür schon mit diesem Gedanken vertraut gemacht werden sollte. So ist von außen die heilige Stadt gut zu erkennen, Lichtstrahlen fallen auf rot-braune Bauten, von denen eine Kuppel mit einem lateinischen Kreuz bekrönt ist. Innen ist dies aus dem Kirchenschiff heraus schwerer zu erfassen.
Man könnte meinen, dass man hier das Neue Jerusalem in Gänze nicht sehen soll, sondern nur einen Teil, in diesem Fall die Strahlen und einen Teil der Kuppeln und Dächer. Hermann (auch: Herman) Gehrig (1904-1967), der damals mit dem Bau betraut war, schrieb zu der Ausführung rückblickend nach Fertigstellung und Konsekration am 1. Mai 1963 dem Pfarrer der Gemeinde: „Es war eine Diskussion, ob man die Stadtdarstellung nicht links vom Altar hätte anbringen sollen. Auch das wäre möglich gewesen. Der Gedanke, aus dem Schiff die Stadt nur halb oder gar, wie es von vielen Bänken der Fall ist, gar nicht zu sehen, weil man sich noch im Irdischen befindet, ist nicht zutreffend. Ursprünglich sollte die Stadt genau einen Meter höher angebracht sein. Durch einen Fehler in den Maßangaben rutschte sie zu tief nach unten. Damit sind auch einige andere Scheiben aus der Himmelswelt in den irdischen Bereich herabgerutscht. Hinzu kommt, dass die Stadt nun wie abgetrennt oder halbiert wirkt“.
Die Glastür mit Oberlicht entstand im Jahr 1963, dem Erbauungsjahr der Kirche, durch den Architekten und Stadtplaner Hermann Gehrig aus Detmold. Nach 1945 war er vor allem im Kirchenbau aktiv, vornehmlich für die Bistümer Essen und Paderborn. Es war in diesem Zusammenhang das erste und letzte Mal, dass dieser Künstler Glasmalereien entworfen hat.
Eingebaut wurden sie dann von der Manufaktur Otto Peters aus Paderborn. Gehrig war dabei das Licht wichtig, was schon während der Bauzeit diskutiert wurde: „Von Beginn hat das Licht in diesem Neubau eine besondere Bedeutung, es ist auch ein Gegenentwurf zu düsteren Kirchen des Mittelalters, aber auch späterer historischer Epochen. Ich erinnere mich, dass ich in meiner Jugend eine Kirche besuchte, in der tagsüber nicht einmal das Gesangbuch zu lesen war. Durch die Bauform in Valbert ist es jetzt möglich, allein durch ein Seitenfenster den gesamten Raum ausreichend zu beleuchten. Hier entsteht zuerst ein geometrisches Muster. Aus dem heraus bildete sich die Vorstellung, dass diese Muster die Strahlen und der eigentliche Baustoff einer Lichtstadt sein könnten, die wir dann am Altar dargestellt haben. Zunächst gab es nur die Strahlen, die weiter unten in Regenbogen-Farben übergehen sollten. Es war ein Wunsch des Priesters, eine figürliche Stadt einzufügen“.
Bei der Bronzeplatte unter dem Altar war Gehring ein örtlicher Bildhauer behilflich, dessen Name nicht mehr in Erfahrung gebracht werden konnte. Lieder ist diese Platte wie auch andere Bronzeskulpturen (etwa das Lesepult, mit Andeutungen an das Neue Jerusalem im Sockelbereich) ohne Signatur. Die Darstellungsweise ist figürlich-traditionell: ein quadratischer Grundriss, vier Ecktürme, dazwischen jeweils drei einfache Bogentore, das Lamm Gottes in der Mitte. Obwohl die Platte fest im Stein verankert ist, sieht es aus, als würde sie vor dem Altar schweben – Zufall oder gewollt?
Bei dem angesprochenen Seitenfenster wurde der Jerusalemsgedanke dadurch unterstrichen, dass man einen Fries mittelalterlicher Zinnen über die Fenster gesetzt hat. In jeden Zwischenraum einer Zinne setzt genau ein Balken des Daches an, was dem gesamten Bereich eine eigen Dynamik und Rhythmik verleiht, die fotografisch kaum eingefangen werden kann.
Auch diese Kirche ist in ihrer Existenz bedroht, eine Profanierung konnte 2018 abgewendet werden. Doch schon jetzt steht fest, dass diese Pläne im Jahr 2030 nochmals auf dem Prüfstand stehen werden – insofern bin ich dankbar, dass ich mit Hilfe der Gemeinde den Bau und seine Kunstwerke noch dokumentieren durfte.
Heinrich Otten: Der Kirchenbau im Erzbistum Paderborn 1930-1975, Paderborn 2009.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).