Die evangelische Friedenskirche zu Bretzenheim bei Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz ist vom Ursprung her eine schlichte Nachkriegskirche aus dem Jahre 1954. Bei einer Renovierung 1981/82 wurden dann Buntglasfenster eingebaut. Eines davon zeigt das Himmlische Jerusalem in Anlehnung an mittelalterliche Darstellungen des 12. Jahrhunderts, vor allem an Miniaturen des Liber Floridus.
Das zentrale Tor als geschlossener Rundbogen sitzt oben in einer der vier Ecken der goldfarbenen Anlage, die von innen nach außen zu leuchten scheint. Darunter schiebt sich eine leicht konvex gebogene Mauer mit einem Zinnenfries. Auf dieser Mauer befinden sich drei Tore, die im Vergleich mit dem oberen Tor offen zu stehen scheinen. Auf dieses Fundament ist die eigentliche Stadt symmetrisch aufgesetzt. Oben ist der zentrale Turm mit einem roten lateinischen Kreuz ausgestattet, welches bis an den Rand des Fensters ragt. Offen bleibt die Frage, wie die zwölf Tore angeordnet sind. Unter dem goldenen Haupttor sind zunächst drei Tore. Weiter unten folgen jedoch vier weitere Tore, so dass der Künstler uns eine Stadt mit acht Toren insgesamt präsentiert, wenn man auch das goldene, geschlossene Haupttor mitzählt.
Bei dem Künstler handelt es sich um Hans Loser (geb. 1938). Loser ist ein ansonsten noch wenig bekannter Glaskünstler aus Bad Kreuznach, der in späteren Jahren auch als Skilehrer arbeitete. An den Bergen der Nahe erlernte Loser auch das Klettern, wurde Bergsteiger, aktives Mitglied der Bergrettung und war darüber hinaus ein exzellenter Mountainbiker. Auf dem Fenster in Bretzenheim hat der ungewöhnliche Sportler/Künstler sogar seine Telefonnummer verewigt, was ich nur noch aus Lettmecke und Elberfeld kenne. Eine weitere Besonderheit: Ansonsten hat seine Firma ausschließlich für römisch-katholische Kirchen gearbeitet, so etwa bei Kirchenfenstern in Mandel (St. Antonius), Mittelreidenbach (St. Christophorus), Münster-Sarmsheim (Kirche St. Peter und Paul) und Oberstreit (St. Mariä Geburt).
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).