Ernst Jansen-Winkeln (1904-1992): St. Maria Empfängnis in Mönchengladbach-Venn (1963)

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg waren einfache Himmelspforten plötzlich wieder populär. Das Thema hat seit dem 16. Jahrhundert immer wieder Renaissancen, vornehmlich in katholischen Regionen. Nach 1945 gibt es mehrere Beispiele von anonymen Arbeiten, aber auch Rudolf Fuchs, Vincenz Pieper, Wilhelm de Graaff, Guido Nincheri oder Heinz Bienefeld haben das Motiv aufgegriffen, nur um ein paar Künstler anzuführen. Ein spätes Beispiel findet man in Venn, einem nördlichen Ortsteil von Mönchengladbach. Dort befindet sich die römisch-katholische Kirche St. Maria Empfängnis. In die oberen Pässe der Fenster im Seitenschiff hat der ausführende Künstler, Ernst Jansen-Winkeln (1904-1992), ausgewählte Symbole aus der Lauretanischen Litanei gesetzt, unter anderem auch eine Pforte des Himmels (vorne rechts).

Diese Pforte ist nicht gerade gesetzt, sondern drei Grad nach links gedreht. Eine weitere Besonderheit ist die Zahl der hellblauen Rundkreise, die vermutlich Perlen darstellen sollen. Deren Anzahl beträgt hier jedoch nicht zwölf, sondern elf. Eine dritte Besonderheit sind die Spiegelungen der goldenen Öffnung, die nach links und rechts in einem Band ausstrahlen. Ein drittes Band zieht sich nach unten, dort sind es Treppen vor der Pforte.

Solch expressive Anklänge finden sich auch auf den zwei Fensterbändern weiter unten, die wohl eine freie Komposition zeigen. Die Oberfläche erinnert an Glassplitter. Hin und wieder wurden gelbgraue Rundungen eingefügt, die ein Besucher als Kartoffeln erklärte, was wohl kaum die ursprüngliche Absicht gewesen sein mag, aber ein Beispiel sein kann, wie sich nichtfigürliche Motive verselbstständigen und von Besuchern, die mit den religiösen Inhalten vielleicht nicht so vertraut sind und daher eine andere, frische Sichtweise mitbringen, neu gedeutet werden. Die Arbeit aus buntfarbigem Antikglas, Blei und Schwarzlot wurde im Jahr 1963 ausgeführt, zeitgleich mit einer anderen Arbeit des Künstlers in Scheuren, die ebenfalls die Pforte zeigt.

125 Jahre Pfarre St. Maria Empfängnis, Mönchengladbach-Venn, Mönchengladbach-Venn 1998.
Iris Nestler: Ein neuentdeckter ‚Prikker‘. Die ausgebauten Chorfenster von St. Maria Empfängnis in Mönchengladbach-Venn, in: Iris Nestler (Hrsg.): Meisterwerke der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts im Rheinland, Mönchengladbach 2015, S. 48-53.

 

tags: Rheinland, NRW, Ernst Jansen-Winkeln, Porta Coeli, Maria Immaculata
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