Das Stift Quernheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Kirchlengern in Ostwestfalen. Die dortige römisch-katholische Kirche St. Petrus Canisius besitzt auf der Empore gegenüber des Altars das Glasfenster „Das Lamm im Himmlischen Jerusalem“. Die komplexe Arbeit ist von dem freischaffenden Künstler Albert Reinker (1926-2014), der sich auf Glasfenster-, Mosaik- und Wandgestaltungen für Sakral- und Profanbautens spezialisiert hatte. Kurz zuvor hatte der Künstler in St. Konrad von Parzham in Bokeloh das Himmlische Jerusalem als Glasfenster thematisiert. Seine Nachfolgearbeit in Kirchlengern entstand im Jahr 1990 auf der Basis von Antikglas, Blei, Schwarzlot, einigen Glasbrocken und Prismen. Ausgeführt wurde die Arbeit von der Glasmanufaktur O. Peters in Paderborn.
Reinker setzte das ruhende Gotteslamm ins Zentrum, umgeben von weißen Scheiben, die sich kreisförmig um das Lamm ziehen. Laut Aussage des Künstlers symbolisieren diese die vierundzwanzig Ältesten. Die eigentliche Stadt mit Mauern und zwölf Himmelspforten ist als Quadrat gesetzt. An seinen Seiten stehen jeweils drei Tore, die aus dem Quadrat herausragen. Es sind einfache Rundbögen, die alle gelb gefüllt sind, was besonders hervorsticht, da das Fenster überwiegend weiß gehalten ist. Ein zweiter, äußerer Kreis des Rundfensters umzieht das Quadrat, berührt jedoch die Stadt nur an vier Ecken. Der Raum dazwischen ist mit blauen Scheiben gefüllt.
Wie erwähnt, sind in dem Fenster auch einige Glasbrocken eingesetzt, die bei Lichteinfall wie Edelsteine oder Kristalle strahlen. Es sind plastische, dreidimensionale Körper in pyramidaler Form. Man findet sie an acht Stellen auf die Mauer der Stadt gesetzt.
Paul Leidinger: Kunst als Lobpreis Gottes und seiner Schöpfung, in: Münsterland, 64, 2015, S. 298-301.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).
