Joan de Joanes (1507-1579): Immaculata-Darstellungen (1531, 1537, um 1550, um 1560, 1568, 1796, um 1797)
Der spanische Maler Joan de Joanes (Juan de Juanes, auch Vicente Joannes Macip, 1507-1579) war in Spanien im 16. Jahrhundert unbestritten der Meister der Immaculata-Darstellungen. Bezüglich des Himmlischen Jerusalem handelt es sich stets um Kopien oder minimale Varianten der einmal gefundenen Darstellungsweise des de Joanes in Form einer klassischen, offenen Pforte sowie einer gedrängten Stadt mit frühneuzeitlichen Türmen, in denen man die Silhouette von Valencia erkennen kann. Beide Symbole sind immer mit lateinischsprachigen Schriftbändern versehen.
Aus dem Jahr 1531 stammt diese „Immaculada Concepción“, die Joanes in Valencia gemalt hat. Hier befindet sich das geschlossene Tor auf der linken und die Civitas Dei auf der rechten Seite. Durch den goldenen Hintergrund wirkt diese Fassung noch mittelalterlicher als die folgenden; auch ist es die einzige, auf der die Pforte geschlossen ist. Das 210 x 183 Zentimeter große Werk ist heute Teil der Sammlung der „Banco Hispano Americano“, Madrid.
Eine seiner ebenfalls frühesten Arbeiten waren ein Auftrag von 1537 für ein Ostensorium des Clarissenkloster von Villarreal. Das gesamte Werk ist lediglich 27 x 21 Zentimeter groß, dementsprechend klein sind das Himmelstor und die Civitas Dei auf der jeweils linken Seite des Ölgemäldes.
Aus den 1540er Jahren kennen wir keine Fassungen von Joanes. Eine jüngere Arbeiten aus seiner Werkstatt befindet sich in der katholischen Kirche Santo Tomás in Valencia. Es handelt sich um ein großformatiges Ölgemälde, entstanden um 1550. Beide Motive, die das Neue Jerusalem repräsentieren, also die Himmelspforte und die Stadt Gottes, befinden sich hier auf der rechten Seite neben der zentralen Marienfigur.
Parallel dazu arbeitete Joanes an einer Fassung für die Kirche von Sot de Ferrer in Castellón (um 1550). Das 200 x 178 Zentimeter große Gemälde ist die bekannteste seiner Arbeiten; eine Kopie befindet sich im Rathaus von Castellón de la Plata. Hier nun sind das Himmelstor und die Civitas Dei einmal rechts oben zu finden.
Um 1560 entstand in der Werkstatt des Joan de Joanes eine weitere Fassung für eine katholische Kirche. Die Ölmalerei befindet sich heute im Museo l’Almudi im spanischen Xátiva. Die Ausführung ist etwas manieristischer als die Arbieten zuvor, auch die bläuliche Grundfarbe ist eine Besonderheit. Vor allem die Stadt am rechten Rand ist deutlich vertikaler ausgerichtet, so dass sich bereits das Schriftband zusammenzieht.
Eine Joanes zugeschriebene „Immaculada Concepción“ ist aus der Jesuitenkirche San Pablo in Valencia. Es wäre die letzte Fassung dieses Themas aus der Hand des Meisters. Die Malerei ist 1568 entstanden und hat eine Gesamtgröße von 285 x 195 Zentimeter. Die Marienattribute der Himmelspforte und der Civitas Dei machen auf dem Ölgemälde nur wenige Zentimeter aus, beide Motive befinden sich auf dem Original auf der linken Seite.
José Albi: Joan de Joanes y su círculo artístico, Valencia 1979.
Fernando Benito Doménech: Joan de Joanes. Las bodas místicas del venerable Agnesio, Valencia 1996.
Fernando Benito Doménech: Joan de Joanes, una nueva visión del artista y su obra, Valencia 2000.
Gegen Ende des 18. Jahrhundert kam es zu einer kurzzeitigen Joanes-Renaissance. Eine Kopien nach Vorlage des Juan de Joanes wurde von Miguel Gamborino (1760-1828) in Kupfer gestochen. Die Arbeit hat den Titel „La Purísima Concepción“ und kopiert die Castellón-Fassung (um 1550).
Es ist ein Stich in der Größe von lediglich 43 x 30 Zentimeter, entstand im Jahre 1796. Wie üblich wurden die Marienattribute um eine Marienfigur gelegt, rechts oben eine kleine, klassizistische Himmelspforte, die Porta Coeli, und links unten die Civitas Dei als spanische Stadt des Siglo de Oro.
Die gemalten Fassungen des Joan de Joanes von etwa 1550 erfreute sich großer Popularität. So schuf Tomás López Enguídanos (1775-1814) in Valencia um 1797 eine 12 x 8 Zentimeter große Kupferstichfassung, bei der die beiden Symbole links zu finden sind. Dieser Stich war für viele Kunstliebhaber oder Fromme preiswerter zu erlangen als die Kopie eines Ölgemäldes.