Heinrich Wittkop: St. Peter in Ketten in Montabaur (1878)

Zu der römisch-katholischen Kirche St. Peter in Ketten in Montabaur (Rheinland-Pfalz) gehört ein älteres Wandgemälde in Seccotechnik an der Chorbogenwand. Die Darstellung des Jüngsten Gerichtes dürfte in der ursprünglichen Substanz aus der ersten Hälfte des 14. Jh. stammen, wurde dann aber immer wieder in späteren Jahren überarbeitet und übermalt. Völlig neu ist das obere Drittel dieser Malerei.
Martin Neu (gest. 1813), der Vikar des Annenaltares dieser Kirche, berichtete über die Innenrenovierung der Pfarrkirche, bei der nicht nur handwerkliches Können, sondern auch artistische Fähigkeiten erforderlich waren. Ohne Gerüst und ohne Leitern versahen zwei italienische Weißbinder die Kirche mit einem neuen Anstrich, wobei sie in der Höhe hin und her schwankten. Sie übermalten das gesamte große Fresko. Bei Arbeiten an der östlichen Wand im Mittelschiff über dem Triumphbogen wurde im Juli 1878 das darunter befindliche Wandgemälde des „Jüngsten Gerichtes“ entdeckt. Der Fund wurde dann von Pfarrer Philipp Laux dem Minister für Kirchen- und Schulsachen in Wiesbaden gemeldet. Dort gab man der bischöflichen Behörde in Limburg die Anweisung, „mit aller Entschiedenheit darauf hinzuweisen, dass die Herstellung der Wandmalerei (…) nicht ohne Zustimmung erfolgen könne, weil der Patronatsbaufonds beteiligt sei“. Ein Professor Berger aus Nürnberg wurde zur Besichtigung des Gemäldes eigens nach Montabaur gerufen. Man beauftragte dann den Maler Heinrich Wittkop (geb. 1851) aus Lippstadt mit der weiteren Ausmalung der Pfarrkirche.

In seinem Kostenvoranschlag ist in Punkt neun eine Bemalung über dem Triumphbogen aufgeführt: „Auf der östlichen Wand im Mittelschiff über dem Triumphbogen ein Bild zu malen, Christus auf dem Thron als Weltenrichter, daneben Maria und Johannes der Täufer á Figur 3 m hoch 400 Mark, Summe 4.230 Mark“. Wittkop verewigte sich mit seinen Initialen links an der Außenseite neben der Petrusfigur im roten Gewand. Diese Figur ist umgeben von Geretteten, die alle durch das hintere Tor möchten. Dieses ist als Maueröffnung lediglich angedeutet und grenzt unmittelbar an die Heiligen im Himmel. Vermutlich integrierte Wittkop gerade hier, beim Himmlischen Jerusalem, Reste der mittelalterlichen Malerei in seine Neuausmalung (vgl. St. Oswald in Kartitsch).

Hellmuth Gensicke: Die Pfarrkirche ‚St.-Peter in Ketten’ zu Montabaur, Montabaur 1959.
Markus Fritz von Preuschen: Zur Baugeschichte und Instandsetzung der Pfarrkirche St. Peter in Ketten in Montabaur, in: Baudenkmäler in Rheinland-Pfalz, 61/63, 2006/08, S. 87-93.
Wolfgang Ackva, Ursula Meurer: Sankt Peter neu gesehen, hrsg. vom Kirchbauverein St. Peter in Ketten/Katholische Pfarrgemeinde St. Peter in Ketten, Montabaur (2007).

 

tags: Restauration, Rheinland-Pfalz, Seccotechnik, Chor, Weltgericht, Spätmittelalter, Initiale, Triumphbogen, Fresko, Historismus
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