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Utrechter Wandpanorama (1562)

Das beidseitig bemalte Wandpanorama aus dem Centraal Museum von Utrecht (Inventarnummer 2473) ist aufgrund seiner außergewöhnlichen Länge von dreieinhalb Metern ein Ausnahmekunstwerk. Das Gemälde auf nordeuropäischem Kiefernholz entstand 1562 in den Niederlanden, wohl von einem namentlich nicht bekannten Künstler in Utrecht. Den Auftrag dazu gab der „Armenpot van Sint Jacob“, eine karitative Einrichtung der Kirche St. Jakob. Dort hing es so, dass man beide Seiten sehen konnte. Im 18. Jahrhundert wurde es an die Wand versetzt, und zwar mit der Seite des Jüngsten Gerichts zur Wand, so dass man nur noch die Vorderseite mit den Werken der Barmherzigkeit sehen konnte – möglicherweise eine Folge des Aufklärungsoptimismus und der ersten Säkularisierung. Bereits seit 1844 in städtischem besitz wurde es 1883 dem Museum als Leihgabe übergeben. Bis 2012 wurde es vier Mal restauriert und gereinigt und hat dabei mehr Schaden erlitten als in den Jahrhunderten zuvor.
Die Rückseite zeigt das Jüngste Gericht, und, wie gewöhnlich, an der linken Seite eine Architektur des Himmlischen Jerusalem. Im Vergleich zu der gegenüberliegenden Hölle und zu den Szenen dazwischen fällt die Architektur Jerusalems recht einfach aus. Die kahlen, dunklen Wandflächen sind nicht ornamentiert und nicht einmal strukturiert oder farblich nuanciert. Die nackte Frau mit dem Mann im Eingangsbereich erinnert an Adam und Eva; die Person davor mit dem Schlüssel ist Petrus. Weitere Personen entsteigen rechts den Gräbern, und vier Personen wurden von einem anderen Gemälde kopiert, welches Jan van Scorel (1495-1562) zugeschrieben wird. Einige Personen haben es bereits in die Himmelsstadt geschafft, sie können in Umrisszeichnungen im Halbrund der Tür erkannt werden, zahllose andere schauen uns aus den Fenstern an. Das soll Hoffnung machen, wenn es auch theologisch nicht konsequent ist, da Adam und Eva als erste Menschen auch zuerst in die Stadt gelangen müssten.

Alice Taatgen: Stichting Victor V. The workshop of Jan van Scorel, research and restoration, Utecht 2006.
Ann-Sophie Lehmann: In the flesh. Jan van Eyck’s Adam and Eve panels and the making of the northern nude, Zwolle 2007.
Liesbeth M. Helmus (Hrsg.): Catalogue of paintings, 1363-1600, Centraal Museum Utrecht, Utrecht 2011.

 

tags: Niederlande, Centraal Museum Utrecht, Pforte, Armenkasse, Weltgericht, Tafelmalerei
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