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Ritzinger Altar (um 1335)

Die rechte Tafel dieses zweiteiligen Altarfragments zeigt auf der Rückseite das Jüngste Gericht in Form einer Himmelspforte mit zwei obigen symmetrischen Fenstern, die mit Engeln besetzt sind. Darunter öffnet Petrus mit der einen Hand die Pforte, mit der anderen zieht er eine junge Dame an sich. Im Hintergrund sieht man die Gesichter weiterer Personen, darunter ist anhand einer Tonsur auch ein Mönch zu erkennen. Die Personen besitzen einen schlanken Körper, der bogenförmig nach unten geführt ist – dies ist dem künstlerischen Geschmack des frühen 14. Jahrhunderts geschuldet.
Große Teile der Malerei sind leider unwiderruflich verloren. Das betrifft vor allem die rechte Seite und den unteren Teil, wo man noch ein mehrstufiges Fundament findet, mit quadratischen und rundbogigen Öffnungen. Erhaltene Reste, insbesondere die Figuren, belegen, dass hier ein großer Meister am Werke war. Die sakrale Arbeit entstand anonym in Zürich oder in Konstanz, um das Jahr 1335. Die Seitentafel, bemalt in kräftigen Temperafarben auf Leinwand und dann auf Holz appliziert, hat eine Größe von 86 x 29 Zentimeter. Bevor das Kunstwerk 1903 in das Schweizerische Landesmuseum Zürich kam, befand sich der Altar in dem Ort Ritzingen bei Biel im Kanton Wallis, nachdem er seinen Namen hat. Dort standen die Tafeln vor der Aufstellung des Barockaltars von 1690 vermutlich in der Ritzinger Feldkapelle. 1973 wurde er aufwendig restauriert.

Walter Ruppen: Die Bieler Altartafel-Fragmente im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich, in: Unsere Kunstdenkmäler, 26, 3, 1975, S. 236-242.
Gabriela Fritzsche: Ein Retabelfragment des 14. Jahrhunderts im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich. Versuch einer Einordnung der sogenannten ‚Bieler Tafeln’, in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 38, 1981, S. 189-201.
Lucas Wüthrich, Mylène Ruoss: Katalog der Gemälde Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Zürich 1996.

 

tags: Weltgericht, Missbrauch, Altargemälde, Pforte, Gotik, Schweizerisches Landesmuseum Zürich
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