Pilgrim’s Progress, Ausgabe um 1820

Vom Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich eine 24 x 16 Zentimeter große, einfarbige Tintenzeichnung erhalten. Auf dem Blatt ist der Lebensweg der Hauptperson, also des christlichen Pilgers, nachgezeichnet, bis hin zum End- und Zielpunkt oben rechts, der offenen Himmelspforte, hinein in das Himmlische Jerusalem. Die Himmelspforte wird, gänzlich unbiblisch, hier von einem Löwen bewacht. Die Pforte steht unmittelbar neben einer Moschee, einer Kirche und einer Pyramide: hier sind wohl alle irdischen Religionen (in der Reihenfolge ihrer historischen Erscheinung: Heidentum, Christentum, Islam) falsch, allein die himmlische Pforte birgt Rettung. Die Pforte selbst ist kaum zu finden. Der obere Teil ist in den Wolken verschwunden, der rechte Abschluss durch den Bildrand beschnitten, nur links findet man eine korinthische Doppelsäule. Der Zugang nach innen ist zudem durch schräge Linien, die einen Zaun oder ein Gatter darstellen könnten, versperrt.

Diese Pforte ist übrigens das Pendant zum breiten Eingangstor am Anfang des Weges unten links, hervorgehoben durch einen Strahlennimbus, ein Kreuz und das Christusmonogramm IHS. Bereits diese Pforte ist geschlossen und mit einem Rautenmuster geschmückt.
Das „The Pilgrim’s Progress from the City of Destruction to the Heavenly Jerusalem“ („Die Reise des Pilgers von der Weltstadt zur Himmelsstadt Jerusalem“) überschriebene Blatt wird im Depot des Londoner Victoria and Albert Museums (Inventarnummer S. 3187-2009) aufbewahrt. Einst war es Teil der dortigen Harry Beard Print Collection. Bis heute ist der Künstler oder die Künstlerin dieser bemerkenswerten Handzeichnung nicht bekannt. Es war keine Illustration zu einer gedruckten Ausgabe des Romans, sondern mit solchen Blättern wurden fromme Wohnzimmer oder Kirchen geschmückt. Sie waren Teil einer spezifischen Frömmigkeitskultur des frühen 19. Jahrhunderts, ähnlich wie die kurz zuvor erschienene „Utopische Landkarte“.

 

tags: Pilgrim's Progress, Tinte, Mosche, Pyramide, Pforte, IHS, Victoria and Albert Museum, Christomonogramm
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