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Franz Dick oder Hans Franck: Basler Gerichtsbild (1510)

Das Rathausgemälde „Weltgericht“ wurde erst dem Maler Franz Dick, später dann Hans Franck zugeschrieben, doch beide Zuschreibungen werfen mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Wirklich viel kann man über keinen der beiden Maler finden. Entstanden ist das Werk im Jahr 1510 als direkte Auftragsarbeit für das Rathaus der Stadt Basel. Dies war unmittelbar nach dem Beitritt der Stadt zur schweizerischen Eidgenossenschaft. Das Bild wurde nach einhundert Jahren 1610/11 von Hans Bock erstmals übermalt und auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder malerisch abgeändert (1710, umfassend wieder einmal im Jahr 1760). Vor allem die Figuren waren davon betroffen, glücklicherweise kaum das schlichte Himmelstor auf der linken Seite. Es handelt sich um ein gotisches Spitzbogentor mit angedeuteter Verzierung. Zahlreiche Menschen befinden sich bereits in der Pforte, irrtümlich bewegen sie sich aus dem Bau nach außen ins Freie, wo das Weltgericht stattfindet. Vor der Pforte steht ein Papst in kostbarem grün-weißem Gewand, in unmittelbarer Nähe ein Hingerichteter. Die Person links wird vermutlich Petrus sein, doch die rotgekleidete Figur rechts gibt Rätsel auf: Ist es ein Kardinal, oder ein Berater des Papstes, oder gar der Teufel, der versucht, den Papst auf seine (rechte) Seite zu ziehen?
Man findet das Gemälde auf der Hofgalerie des Basler Rathauses, wo es Rechtsprechende, aber wohl vor allem angebliche oder tatsächliche Übeltäter auf die Folgen ihres Handelns mahnend hinweisen sollte. Im deutschsprachigen Raum ist eine der ältesten Arbeiten und das südlichste aller bekannten Gerichtsbilder, die ansonsten eher in Norddeutschland nachgewiesen sind. Ob diese Gerichtsbilder tatsächlich eine abschreckende Wirkung hatten, ist umstritten, denn auf die eigentliche Tat hatten sie keine Wirkung: Wer hier vor das Bild trat, hatte bereits eine Anklage erhalten oder war in den Zeugenstand berufen worden.

Das Basler Rathaus, hrsg. von der Staatskanzlei des Kantons Basel-Stadt, Basel 1983.
Georg Troescher: Weltgerichtsbilder in Rathäusern und Gerichtsstätten, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 11, 1939, S. 139-214.
Karl Simon: Abendländische Gerechtigkeitsbilder, Frankfurt am Main 1948.
Craig Harbison: The last judgment in sixteenth century northern Europe, New York 1976.
Das Basler Rathaus, hrsg. von der Staatskanzlei des Kantons Basel-Stadt, Basel 1983.
Martin Möhle: Basel City Hall, Bern 2014.

 

tags: Rathaus, Basel, Rathausgemälde, Weltgericht, Papst, Spätgotik, Teufel, Gerichtsbild
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