Um das Jahr 1605 wurde eine Zeichnung von Pieter de Jode (1570-1634) angefertigt, einem Kupferstecher aus Antwerpen. Er stach nach Jean Cousin (um 1522 – um 1594), einem französischen Maler und Grafiker, eine Fassung von „Das Jüngste Gericht“ im Renaissancestil und stellt hier die runde Gottesstadt in Tradition der zeitgenössischen Emblematik dar. Jodes Entwurf „Vision und Lobpreis des Himmlischen Jerusalem“ ist eine überaus fein lavierte Federzeichnung in Braun, partiell in weißen Partikeln gehöht. Das Blatt auf Bütten hat ein Gesamtgröße von 14 x 9 Zentimeter. Verso ist diese Zeichnung gestempelt mit der Nummer „8093“. Sie wurde angefertigt für eine Publikation, die mit diesem Kupferstich allerdings nie erschienen ist. Erschienen ist später jedoch ein anderes Werk von Jode, welches ebenfalls das Neue Jerusalem zeigt und nach Jean Cousin gearbeitet ist, ein Kupferstich von 1615.
Oben mittig (Ausschnitt) findet sich unter einem Christusmonogramm in einer Kartusche das Wappen eines kirchlichen Würdenträgers. Darunter rufen zwei allegorische Figuren („Glaube“ mit Buch; „Hoffnung“ mit Kreuz und Krone) mit ihren Trompeten zum Jüngsten Gericht. Das Himmlische Jerusalem dazwischen ist eine runde Stadt mit einer hohen Mauer, angelehnt an die Apokalypse der Margareta von York aus dem Spätmittelalter.
Von den massiven Türmen sind die beiden vorderen als Triumphbogen hervorgehoben. Im Inneren stechen mehrere Bauten hervor, darunter ein Rundtempel in der Mitte und davon seitlich links ein Kirchturm. Dazwischen ist mit zahlreichen Dächern die weitere Bebauung von Wohnhäusern angedeutet. Die heilige Stadt leuchtet aus sich selbst; Jode hat hier einen kaum sichtbaren Strahlenkranz über die Bebauung gesetzt.
Die Provenienz des Objekts ist nicht bekannt. 2015 wurde es erfolgreich bei einer Kunstauktion in München (Ketterer) für 400 Euro versteigert.