Ferdinand Gehr (1896-1996): Klosterkirche St. Gerold im Grossen Walsertal (1977)

Ferdinand Gehr (1896-1996), der bis in sein 99. Lebensjahr künstlerisch tätig war, zählte zu Lebzeiten zu den umstrittenen Malern seiner schweizerischen Heimat. 1977 setzte der Künstler mit der Gestaltung der Klosterkirche St. Gerold im Grossen Walsertal (Vorarlberg) einen neuen Akzent in der Kirchenmalerei. Es wird als sein Meisterwerk angesehen. Pater Natanael, der langjährige Leiter des dortigen Bildungshauses, verfolgte die schlichten, aber prägnanten Arbeiten von Gehr und wusste, dass er bereits in einem Frauenkloster in Deutschland Bilder zur Apokalypse gestaltet hatte. Auch für St. Gerold wünschte er sich Bilder aus diesem Buch der Bibel. Er konnte den Künstler dafür gewinnen, die kleine Kapelle des Abtes mit einem Zyklus zur Apokalypse zu gestalten.
Der Apokalypsezyklus in Fresko-Technik, den Gehr in der Abtskapelle zu St. Gerold 1977 ausgeführt hat, besticht durch die Nutzung der Raumverhältnisse. Künstlerisch orientierte sich Gehr an Henri Matisse, inhaltlich hat er eigenständig das letzte Buch der Bibel in Bilder gebracht: Die Endzeitereignisse entfalten sich vom Eingang her Richtung Osten. Die erste Kuppel zeigt die Thronvision (4. und 5. Kapitel), die zweite Kuppel mit den Posaunen (Kapitel 8) verweist auf das Gericht. Dahinterliegend sind an der Wand zwei Szenen aus der Apokalypse zu Kapitel 20 und 21 zu sehen.

Elsanne Gilomen-Schenkel: Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz, 2, Bern 1986.
Franz Zelger (Hrsg.): Ferdinand Gehr 1896-1996, Zürich 1998.
Franz Zelger: Ferdinand Gehr. Erneuerer der Sakralmalerei, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 58, 2005, S. 299-306.

 

tags: Vorarlberg, Österreich, Fresko, abstrakt, Kloster, Apokalypsezyklus
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