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Labyrinth in Ottmarsbocholt (2008)

Als Bodenbelag ist das Himmlische Jerusalem sicher nur ausnahmsweise herangezogen worden. Das Ottmarsbocholter Labyrinth ist eine im Jahr 2008 angefertigte Neuinterpretation desjenigen in der ehemaligen Abtei St. Bertin in der nordfranzösischen Stadt St. Omer. In vielen gotischen Kathedralen wurden Labyrinthe verlegt, und auch in der orthodoxen Kirche waren im 18. Jahrhundert Labyrinthe populär. Sie symbolisieren den Weg zur Gottesstadt Jerusalem und dienten den Pilgern dazu, mit ihrem Gang zur Kathedrale geistlich an den Ort des Erdenlebens und Erlöserleidens zu gehen. Von daher wurde das Himmlische Jerusalem das Ziel vieler christlicher Labyrinthe.

Durch Zufall stieß der damalige Pfarrer Ulrich Terlinden bei der Suche im Internet nach einem geeigneten Labyrinth für die Umgestaltung des Kirchplatzes auf dasjenige in der Kathedrale von Saint-Omer. Er recherchierte weiter und fand sogar eine Verbindung zu Ottmarsbocholt: In einem Buch über die Geschichte des Bistums Münster konnte er einen Hinweis entdecken, dass Ottmarsbocholt einmal zur dortigen Abtei St. Bertin gehört hatte. Im Mittelalter war es durchaus nicht ungewöhnlich, dass zu einer Abtei auch weit entfernt gelegene Dörfer gehörten. Zudem begründet sich der Name Ottmarsbocholt auf den heiligen Ottmar, französisch St. Omer.
In einem Bodenmosaik auf dem Platz vor der katholischen Kirche St. Urban in Ottmarsbocholt sind die Wege (rote Ziegelstreifen) ebenso breit wie deren Begrenzungen (blaugraue Basaltwürfel). Von den Rändern bis zur Mitte sind es jeweils zwölf Wegbreiten für die Zahl der Stämme Israels und der Apostel Christi. Die Mitte ist dreimal so breit, wie der Weg, neunmal so groß wie das Grundquadrat als Zeichen für die Trinität. Die Mittelplatte aus Bronze steht für das Himmlische Jerusalem mit seinen zwölf Toren, wie es im 21. Kapitel der Offenbarung des Johannes beschrieben ist. In seiner Mitte befindet sich Christus, symbolisiert als Alpha und Omega, Anfang und Ende (vgl. Johannesoffenbarung Kap. 1, Vers 6; Kap. 21, Vers 6; Kap. 22, Vers 13). Dort angekommen steht man direkt dem Kirchenportal von St. Urban gegenüber, das quasi als vorweggenommenes Tor in die Gottesstadt erscheinen soll.

 

tags: Labyrinth, Bodenbelag, Münsterland, Ziegelstein, Basalt, Alpha und Omega
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