Die Marienkirche in Rostock (Mecklenburg) besitzt eine astronomische Uhr mit einem zum weit überwiegenden Teil noch mittelalterlichem Uhrwerk, das noch heute mit sämtlichen alten Funktionen und Anzeigen funktioniert. Solche Uhren waren schon zu ihrer Entstehungszeit eine Sensation, am bekanntesten ist vielleicht die Uhr im Straßburger Münster.
Der obere Teil dieser gewaltigen Uhr wird bestimmt durch das Zeitzifferblatt. Es gibt die Sonnenstunden, den Stand von Sonne und Mond im Tierkreis und die Mondphasen in visueller Weise an. Über dem Zeitzifferblatt befindet sich der Figurenumlauf mit geschnitzten Apostelfiguren. Um 12 und 24 Uhr dreht sich das Karussell mit den Renaissancefiguren. Sechs dieser Figuren laufen an Jesus vorbei, werden von ihm gesegnet und verlassen die Bühne durch eine Himmelspforte. Nur die Judasfigur muss bis zum nächsten Umgang vor der Pforte warten.

Die restlichen sechs Figuren sind nicht mobil, sondern stehen in den jeweiligen Toren des Himmlischen Jerusalem. Zwei der Tore mit Aposteln befinden sich an der Frontseite links, zwei weitere rechts. Jeweils eine zusätzliche Apostelfigur samt Tor, was kaum beachtet wird, befindet sich um die Ecke, wo der Fries mit den Toren weiter läuft. Insgesamt kommt man somit auf zwölf Apostel.

Die astronomische Uhr ist noch aus dem Jahr 1472. Die bemalten Figuren mit den Pforten, die sogar den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs überstanden haben, wurden zwischen 1641 und 1643 geschnitzt. Damals erfolgte die erste größere Instandsetzung und Erweiterung, die der Uhrmachermeister Lorenz Borchhard aus Rostock durchführte. Dieser war sicher nicht für die Schnitzereien zuständig, hat aber eng mit den Künstlern zusammen gearbeitet.

Monika Soffner: St.-Marien-Kirche zu Rostock, Passau 2005 (4).
Tilman Jeremias (Hrsg.): … die thronende Marienkirche – eine Gottesburg. Aus der Geschichte von St. Marien Rostock, Rostock 2007.
Manfred Schukowski, Wolfgang Erdmann, Kristina Hegner: Die Astronomische Uhr in St. Marien zu Rostock, Königstein im Taunus 2010.